Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc. 14Z
Reliquien des vom Papste heilig gesprochenen Erzbischofs 24 Stunden
lang unter Fasten und Gebet zu bewachen und zuletzt von Mönchen
sich den entblößten Rücken geißeln zu lassen.
Heinrichs Nachfolger war Richard Löwenherz (1189—1199), ein Richard
unbesonnener, heftiger und leidenschaftlicher König. Mit der größten ®roen^
Tapferkeit und einem höchst abenteuerlichen Sinne verband er Rachsucht U"'
und Grausamkeit. Seine Schicksale sind uns aus dem dritten Kreuzzug,
den er eigentlich vereitelt hat, hinlänglich bekannt geworden.
Auf Richard folgte fein Bruder Johann ohne Land (1199—1216). Johann ohne
Auch dieser König gerieth mit dem Papste Jnnocenz III. in einen be- $anb
denklichen Streit. Ueber die Wahl eines Erzbischofs von Canterbury
waren Mishelligkeiten ausgebrochen. Man überließ dem Papst die
Entscheidung, und dieser bewog die 14 nach Rom gesandten Stiftsherrn
des Kapitels, den gelehrten Cardinal Langton zu wählen. Johann,
darüber aufgebracht, ließ das ganze Kapitel auseinander jagen und
schrieb dem Papste einen drohenden Brief. Drei Bischöfe ermahnten
im Aufträge des Papstes den König zur Nachgiebigkeit und drohten
zuletzt mit dem Banne; sie wurden verhöhnt und abgewiesen. Hieraus verfeindet sich
belegten die Bischöfe im Namen des Papstes das ganze Königreich mit bftem
dem Interdikt, der Papst selbst bannte den König. Aller Trotz, aller ^ '
Widerstand von Seiten des Königs war vergeblich. Philipp August
von Frankreich ward vom Papste aufgefordert, den ungehorsamen Fürsten
und seine Unterthanen zu züchtigen und England zu erobern. Schon
war Philipp August schlagfertig, da beugte sich Johann, welcher seinen
Vasallen nicht traute, vor dem Papste und rettete seine Krone, indem
er sie gegen eine jährliche Abgabe von 10,000 Mark Silber vom und muß
päpstlichen Stuhle zu Lehen nahm. Diese Demütigung Johanns be- nad>3e6en-
nutzte der Erzbischof Langton und forderte die höheren Geistlichen und
Barone aus, den König, welcher mit Willkür und Grausamkeit regiert
hatte, zu zwingen, daß er ihre Rechte und Freiheiten in einer schrist-
lichen Urkunde sicherstelle. Nach langem Widerstreben unterzeichnete
endlich ^ohann auf der durch alte Reichsversammlungen berühmten
Sßiese Runneymead unweit des Schlosses Windsor den berühmten Er giebt dm
Freiheitsbrief (1215), die magna Charta, und versprach darin für sich 9to6en Ö«i=
und feine Nachkommen, daß er allen Eingriffen in die bestehenden
Rechte entsagen wolle. Die Steuern wurden genau bestimmt, jede
außerordentliche Erhebung war von der Zustimmung eines Parlaments,
welches aus Abgeordneten der Barone und der Geistlichkeit bestand^
abhängig gemacht, die Freiheit des Handels ausgesprochen und das
Gerichtswesen neu geordnet. Ein freier Mann sollte nur von Seines-