258 Habesch und Nubien.
die mohamedanische Religion an, die also gegenwattig
in ganz Nubien bekannt wird, aber nicht rein, sondern
mit einer Menge christlicher lind heidnischer Gebrauche
vermischt ist, und bey den meisten, die nie einen Ko¬
ran gesehen haben, schrankt sich ihre ganze Religion
auf die Hersagung des mohamedanischen Glaubens¬
bekenntnisses ein.
So viel man weiß , besteht Nubien gegenwärtig
aus dem Königreiche Sennar, welchem wieder etliche
kleine Fürsten unterworfen sind, und dem Staate von
Dongala, welcher mit Aegypten granzt und eine re¬
publikanische Verfassung, deren Wesen aber weiter
nicht bekannt ist, haben soll.
Der König von Sennar herrscht völlig unum¬
schränkt, muß sich aber oftmals, lim der Macht der
Türken gewachsen zu seyn, in den Schutz des Neauz
von Habesch begeben. Seine Unterthanen ver¬
ehren ihn sklavisch, lind dürfen nicht anders als
barfus vor ihm erscheinen, ja sogar Fremde müssen lh.
re Schuhe Ausziehen, wenn sie die Gnade haben, Sr.
nubische'l Majestät vorgestellt zu werden. Er residirt
in der Hauptstadt Sennar, in einem Pallaste, der von
schlechten Ziegeln sehr elend erbauet, aber zum Ersatz
mit den kostbarsten türkischen Tapeten am-geschlagen
ist. Wenn er sich sehen laßt, ist sein Gesicht dennoch
mit einem Flore bedecket. Zweimal in der Woche
zieht er mir Pompe auf eine Art Landhaus, nicht weit
von Sennar. Vor ihm reuten dann dreyhundert
Mann auf kostbaren Pferden, und um rhn her lst ein
zahlreicher Haufen Soldaten und Sklaven, der mit
lauter Stimme Lobgesange auf ihn abstnget, lind mit
kleinen Trommeln einen abscheulichen Lärm machet.
Unter diesen Haufen niengen sich dann sieben bis
achthundert Weiber und Mädchen, welche große, mit
Blumen angefüllte Körbe und Schüsseln mit den
Spei-