520 Alt- und Neumexiko
Pflanzen, Thiers oder Menschen vorstellen. In sei¬
ner Arbeit ist weder Licht noch Schatten, weder Zeich-
nung noch Wahrheit. Auch die Baukunst hat keine
größere Schritte gemacht. Man findet im ganzen
Reiche nicht ein altes Denkmahl von einiger Maje-
stat, nicht einmal Trümmer, die das Andenken einer
vergangenen Größe erneuerten. Mexiko kann jetzt
auf nichts stolz seyn, als auf die Straßendamme, die
zu seiner Hauptstadt führen, und auf die Wasserlei.
tungen, welche Trinkwasser von einer beträchtlichen
Entfernung herbey führen.
In den Wissenschaften war man noch weiter zu-
rück, als in den Künsten, und zwar aus einer sehr
natürlichen Folge des gewöhnlichen Ganges des
menschlichen Geistes. Es war beynahe nicht mög¬
lich, daß ein Volk, dessen Aufklärung nicht alt war,
und das von seinen Nachbarn keine Anleitung erhal-
ten können, nur irgend ausgebreitete Kenntnisse ha¬
ben sollte. Alles, was man aus seinen gottesdienst¬
lichen und Staatsverrichtungen schließen konnte, war,
daß es einige Fortschritte in der Sternkunde gemacht
hakte. Wie viele Jahrhunderte hatte es zu seiner
Aufklärung nöthig gehabt, da es der Hülfe der
Schreibekunst beraubt war, da es noch bey der Un-
Vollkommenheit der Hieroglyphen von diesem mäch¬
tigen und vielleicht einzigen Mittel zu Einfichten so
weit entfernt war.
Es waren Gemahlde, die auf Baumrinden, auf
falbe Thierhäute, auf baumwollene Zeuge gezeichnet,
und zu Erhaltung des Andenkens an Gesetze, Glau¬
benslehren und Staatöveranderungen bestimmt wa-
ren. Die Anzahl , die Farbe, die Stellung, die
Figuren, alles wechselte nach den Gegenständen, die
sie verstellen sollten, ab« Ob diese unvollkommene
Zeichen gleich den großen Zug, welcher allen vernünf-