Full text: Nord-Amerika (Bd. 5, Abth. 1)

522 Alt- und Neumexlko 
weiblichen Arbeiten und zu eir,em sittsamen Betragen; 
eine Gewohnheit, wenn sie auch wirklich nichts mehr als 
Gewohnheit gewesen wäre, die mancher Stadt in un- 
serm Europa ein Wink seyn könnte. Die Sitten der 
Mexikaner bey der Mahlzeit werden von einigen für 
sehr unreinlich angegeben; jedoch leben sie sehr mas¬ 
sig. Sie essen wenig Fleisch, besonders bezeigen sie 
einen Ekel vor dem Lamm- und Ziegenfleische. Sie 
leben hauptsächlich von Mais, entweder gebacken, 
oder auf allerlei) andere Weise bereitet. Hierzu kom¬ 
men noch allerhand Gattungen Krauter, ohne Un- 
tersschied, nur die holzartigen und übelriechenden aus- 
genommen. Ihr liebstes Getränk besteht in Wasser 
und Cacaomehl, nebst etwas darunter gemischtem Ho- 
uig. Nebst diesem hatten sie noch einige andere, die 
aber nicht berauschten. Alle starke Getränke waren 
so scharf verboten, daß ohne besondere Erlaubniß des 
Landeöherrn, oder der Obrigkeit, kein Mensch der¬ 
gleichen trinken durfte. Niemand aber bekam diese 
Erlaubniß, als alte oder kranke Personen, und es war 
kaum ein Laster so verächtlich, als die Trunkenheit. 
Ihre Lieblingsvcrgnügungen bestanden im Tan¬ 
zen und Spielen, unter welchem letzter» sich fol¬ 
gendes sehr auszeichnet. Das Spiel hieß Tlachtli, 
und die Bühne, wo diese Uebung vorgenommen wur¬ 
de, war einem Batthause ähnlich, und das Werkzeug 
war eine Kugel von dem Harze eines gewissen, in 
warmen Ländern wachsenden, Baumes. In diesen 
Baum werden Einschnitte gemacht, wornach ein di¬ 
cker, weißer Saft heraus kommt, aber sogleich ge¬ 
rinnt, und durch geringe Mühe so schwarz als Pech 
wird. Ungeachtet nun dieser Harzball hart und 
schwer ist, so fliegt er doch eben so leicht als ein ge¬ 
wöhnlich aufgeblasener. Man sucht den Ball an 
eine Mauer zu schlagen, welches die Gegcnparthcy
	        
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