4 Einleitung.
Folglich fallen von dem einen Geschlechts einige Ver¬
bindlichkeiten weg, die mit dem andern unzertrennlich
verbunden sind. Es ist daher, meines Erachtens, nichts
Lächerliches, wenn man behauptet: „Es gäbe eine be¬
sondere Moral für Frauenzimmer, und eine besondere
„Moral für Mannspersonen!
Die folgenden Blatter sollen die besondere Sitten-
lehre für Frauenzimmer enthalten. Niemand erwarte
aljo ein vollkommen moralisches System; sondern nur
eine kurze Anweisung zum sittlichen Leben, wornach sich
ein junges Frauenzimmer bilden soll. Bcy dem Un¬
terrichte in der Religion werden die mehresten Pflichten
der christlichen Sirtenlehre schon zugleich erkläret und
eingescharfet. Dies kann ich bcy meiner Anweisung
füglich voraussetzen, ur,d mich dadurch zugleich gegen
den Vorwurf der Mangelhaftigkeit decken. Fch wer¬
de nur hauptsächlich mich auf diejeuigen Pstichten ein¬
schränken, welche bey dem Religionsunterrichte meisten-
theils unberührt bleiben, deren Kenntniß aber jun¬
gen Frauenzimmern unumgänglich nothwendig und un¬
entbehrlich ist.
Nach der allgemeinen und durchgängig angenom¬
menen Eintheilung der Sirtenlehre glebr es dreyerley
Pstichten, zu deren Beobachtung wir verbunden find.
Es giebt i) Pstichten gegen Gott; 2) Pstichten gegen
Andre; g) Pflichtengegen uns selbst. Bcy dieser Ein,
theilung wolle«» wir ebenfalls verbleiben. Bey der
erster» Elaste werde ich um desto kürzer feyn können,
aus dem bereits angezeigten Grunde, weil diese Pstich-
ten
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