Kap.i. Von den Pflichten gegen Gott. 15
Weisheit alles abgemessen; erweis, wieviel? oder wie
wenig? jede seiner Creaturen bedarf; und gerade soviel
theilet er jeder Creatur mit. Da dies seine ungezwei-
feite Richtigkeit hat: so haben wir die stärksten Gründe
vor unS, die Unzufriedenheit aus unserm Gemüthe zu
verbannen, und vielmehr die Zufriedenheit mit Gott
darinnen zu ernähren. Durch sie werden wir an¬
geleitet
4) ein zuversichtliches Vertrauen auf Gott zu
sehen. > Dies ist eine Folge von dem vorhergehenden,
und es entstehet auö der überzeugenden Versicherung,
daß Gott mein Vater, mein Wohlthater, mein Freund
fey, der alle Sorgfalt für die Beförderung meiner höch¬
sten Glückseligkeit über sich genommen. Ich habe keine
Ursache, in die gütige Vorsorge meines Gottes das ge«
ringste Mißtrauen zu sehen. Sollte der Gott, der von
meiner zartesten Kindheit an so väterlich für mich bisher
gefcrget hat: sollte dieser Gott mich nicht auch bis an
das Ende meines Lebens versorgen? Seine Güte ist so
unveränderlich, als er selbst; und seiner Allmacht feh-.
let es niemals an Mitteln, mich glücklich machen zu kön.
nen. Wie sehr muß dadurch mein Vertrauen auf Gott
gestarket werden! Dieses alles erfordert
5) die höchste Dankbarkeit gegen Gott, und
die gänzliche Ergebung in seinen Willen. Dank
sind wir ihm schuldig, weil sowohl unser Leben selbst,
als die Erhaltung desselben, ein Geschenke und eine Wohl-
ihat Gottes ist. Jede Wohlthat erfordert Erkenntlich¬
keit; und diese äußert sich durch das Bekenntmß, daß
wir Wohlchaten empfangen haben. Wir müssm sie
rühmen