B. Kohle. . 107
In dieser Beziehung wird also Deutschland von England und den Vereinigten
Staaten noch erheblich übertroffen.
Ein- und Ausfuhr. Im Jahre 1910 betrug der Wert der ein- bzw.
ausgeführten Steinkohlen in Millionen Mark in:
Name des Landes
I
Einfuhr Ausfuhr
i
Ausfuhr- ' Einfuhr-
Überschuß Überschuß
England
Deutschland
Vereinigte Staaten , . .
Rußland
Niederlande
Österreich-Ungarn , , .
Italien
Frankreich
— 735
160 330
15 170
65 —
175 70
130 10
200 —
255 20
735
170 i
155 j
j 65
105
j 120
200
235
1060 ' 725
Die Zusammenstellung zeigt uns, daß England allein imstande ist, fast den
ganzen Bedarf des übrigen Europas an Kohle zu decken. Bei Österreich-Ungarn ist
zu berücksichtigen, daß eine erhebliche Ausfuhr von Braunkohle aus dem Teplitz-Brüxer
Gebiet in Böhmen stattfand, die bei obigen Zahlen nicht berücksichtigt ist. In
den Vereinigten Staaten beträgt die Ausfuhr nur 4 °/o der Gesamtproduktion,
in England dagegen 30°,» und in Deutschland (Ausfuhrüberschuß) 10 %. Fast
alle Einfuhrländer haben daneben noch eine mehr oder minder beträchtliche
Eigenproduktion zur Deckung ihres Bedarfes. China deckt den größten Teil
seines Bedarfes noch aus Japan, obgleich seine eigenen Kohlenfelder viel aus-
gedehnter als die japanischen sind.
Die englische Ausfuhr von rund 65 Mill. t ging zu ungefähr je 1 o nach
Frankreich, Italien und Deutschland, so daß diese 3 Länder die Hälfte der
Ausfuhr aufnahmen.
e) Handelstechnisches. Die Art des Steinkohlenbergbaues bedingt An-
Häufung großer Kapitalien und Menschenmassen in einem Betriebe. -Die
Unternehmungen werden daher fast ausschließlich als Aktiengesellschaften be-
trieben, die infolge der Gleichartigkeit der Produktion sich wiederum vielfach zu
Verbänden zusammengeschlossen haben. Der bedeutendste von ihnen ist das
Rheinisch-Westsälische Kohlen-Syndikat, das 1911 86 Mill. t Kohle, also über
die Hälfte der deutschen Gesamtproduktion, und 14 15 der rheinisch-westfälischen
Förderung umfaßte.
Die wichtigste Trennung der Arten im Kohlenhandel ist die in Braun-
und Steinkohlen. Die Braunkohle tritt für den Welthandel völlig in den
Hintergrund. Die aus den Schächten kommende Förderkohle enthält teilweise
noch Beimischungen von taubem Gestein (Schiefer genannt) und wird deswegen
auf nassem oder trockenen Wege gereinigt und nach der Feinheit sortiert. Dieses
Sortieren geschieht meist in Siebtrommeln, die schräg gelagert sind und deren
Offnungen nach unten zu immer größer werden. Man unterscheidet in der
Regel 6 Sortierungen, deren gröbste Stück- oder Grobkohle, deren feinste Staub-
kohle genannt werden.