Full text: Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

Friedrichs des Großen Regententätigkeit- 
201 
Süddeutschland, aber auch aus der Schweiz und Holland war er 
fortwährend bemüht Kolonisten ins Land zu ziehen, besonders nach 
Beendigung des siebenjährigen Krieges und nachdem er bei der ersten 
Teilung Polens Westpreußen erworben hatte; man hat berechnet, 
daß er im ganzen mindestens 300000 Kolonisten herangezogen und 
etwa 900 neue Dörfer gegründet hat. Das Land dazu gewann er 
durch eine großartige, unausgesetzte Tätigkeit zur Urbarmachung 
des Bodens; besonders denkwürdige Taten waren die Austrocknung 
und Eindeichung des großen Oderbruchs, des Wartebruchs und des 
Netzebruchs, die trotz großer Kosten und langjähriger Arbeit wohl 
von statten gingen und deren Ergebnis der Gewinn weiter, srucht- 
barer Landstrecken war. Auf Hebung der AcEei-Wirtschaft, der 
Viehzucht, des Garten - und Obstbaus war er fortwährend 
bedacht; den Beamten erteilte er Vorschriften, wie sie im einzelnen 
die Landwirtschaft fördern könnten; er legte Wert darauf, daß sich 
unter den Kolonisten solche befanden, die Kenntnisse und Erfahrung 
mitbrachten. Unaufhörlich unterstützte dieser sonst so sparsame Herr- 
scher altangesessene wie neuangesiedelte Landwirte durch Geld- 
g e s ch e n k e bei der Urbarmachung wüster Landstriche. Zumal, als 
der siebenjährige Krieg beendet war, gab er mit vollen Händen Geld 
aus den königlichen Kassen, um die zerstörten Häuser wieder auf- 
zubauen, Getreide aus den Magazinen, um die Saaten bestellen zu 
können, Pferde aus den Beständen des Heeres, um den Boden zu 
beackern; dazu traten gewaltige Schenkungen an die Provinzen, um 
ihnen die Bezahlung ihrer Kriegsschulden zu ermöglichen, und Steuer- 
erlässe für die am schwersten betroffenen Gebiete. Die rechtliche Lage 
der Bauern hätte der König gern gebessert und wollte in Pommern 
„absolut und ohne das geringste Raisonnieren alle Leibeigen- 
schaffen von Stund an gänzlich abgeschafft wissen", eine Maßregel, 
die sich freilich für jetzt als unausführbar erwies. 
Wie die Erzeugung von Rohstoffen, so suchte er ihre g e w e r b - 
liche Verarbeitung nach Kräften zu fördern. Wie sein Vater, 
wünschte er möglichst zu verhindern, daß seine Untertanen im Aus- 
lande kauften; das Geld sollte im Lande bleiben. Daher unterstützte 
er die Anlage von Fabriken, unter denen die königliche Porzellan- 
sabrik, eine Tabakfabrik, eine Sammetfabrik hervorragten; er ver- 
bot die Einfuhr solcher gewerblicher Erzeugnisse, die auch im 
Lande hergestellt werden konnten, oder erschwerte sie durch hohe 
Schutzzölle; er bemühte sich, wie tüchtige Landwirte, so auch ge- 
schickte Handwerker und Fabrikleiter ins Land zu ziehen. Besonderer 
Fürsorge erfreute sich unter ihm das Berg- und Hütten- 
Wesen, das rasch ausblühte; ebenso eifrig nahm er sich der Sei- 
densabrikation an, zu deren Gunsten er den Anbau von Maul-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.