Full text: Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen (Nr. 4)

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Weine erhitzt, ergriff Alexander eine Lanze und durchbohrte Klitns, obgleich dieser ihm 
einst am Granikus das Leben gerettet hatte. Kaum aber war die grauenvolle That 
geschehen, so kam Alexander wieder zur Besinnung. Er weinte laut und rief einmal 
über das andere den Namen seines ermordeten Freundes. Dann schloß er sich drei 
Tage lang ein und aß nicht und trank nicht. Erst am vierten Tage ließ er sich 
wieder beim Heere sehen, um einen neuen Kriegszug zu unternehmen. 
8. Zug nach Indien. Alexander war mit seinen bisherigen Eroberungen nicht 
zufrieden. Sein stolzer Sinn war auf das Wunderland Indien gerichtet. Mit mehr 
als 100 000 Kriegern ging er (326) über den Indus. Als er weiter vordrang, 
stellte sich ihm der König Porus mit einem großen Heere und 200 Elefanten ent¬ 
gegen, die große, mit Kriegern besetzte Türme auf ihrem Rücken trugen. Vor diesen 
Ungeheuern scheuten seine Pferde. Aber Alexander besiegte dennoch den König Porus 
und erschlug ihm 100 Elefanten. Porus, welcher in goldener Rüstung auf dem 
größten Elefanten saß, wurde gefangen genommen. Alexander fragte ihn: „Wie willst 
du behandelt sein?" „Königlich," war die Antwort. Alexander ließ ihn sogleich frei 
und gab ihm sein Besitztum als Lehen zurück. Dafür war Porus von jetzt an sein 
beständiger Freund. 
9. Rückkehr. Je weiter Alexander in Indien vordrang, desto größer wurde die 
Gefahr. Immer wildere Völker stellten sich ihnen entgegen und brachten täglich viele 
seiner Krieger um. Da weigerten sich diese endlich, ihm zu folgen, und zwangen ihn 
zur Umkehr. Der größte Teil des Heeres schiffte sich ein; er selbst aber führte den 
übrigen Teil aus geradem Wege durch eine Wüste der Heimat zu. Furchtbar waren 
die Qualen seiner Truppen. Tagelang marschierten sie im glühenden Sande; kein 
Baum, kein Strauch, keine Quelle weit und breit. Menschen und Tiere verschmach¬ 
teten vor Hunger und Durst. Die Kranken blieben liegen; die umgefallenen Pferde 
wurden geschlachtet. Alexander aber schritt mit ungebeugtem Mute seinem murrenden 
Heere voran. Einmal brachte ihm ein Soldat etwas Wasser in seinem Helm. Alexander 
aber goß es auf die Erde und sagte: „Ich will nicht trinken, wenn ihr alle dürsten 
müßt." Da riesen die Krieger: „Wir sind nicht durstig und nicht müde; wir sind 
unsterblich, wenn ein solcher König uns führt." 60 Tage dauerte der entsetzliche 
Marsch in der Wüste. Endlich kam Alexander mit seinem Heere in Babylon an. 
10. Tod. Hier in Babylon führte Alexander ein ungemein üppiges Leben. Fest 
folgte auf Fest, und Gesang, Tanz und Spiel nahmen kein Ende. Um feine Herr¬ 
schaft in Persien recht fest zu begründen, vermählte er sich auch noch mit der ältesten 
Tochter des Darms, nachdem er schon vorher die jüngere geheiratet hatte. 80 vor¬ 
nehme Macedonier mußten sich auf feinen Wunsch mit Töchtern der persischen Großen 
und 10 000 feiner Krieger mit anderen Perserinnen vermählen. Nicht lange nach¬ 
her starb ihm sein liebster Freund, Hephästion. Das erschütterte ihn tief. Er ließ 
die Leiche nach Babel bringen und auf einem (Scheiterhaufen, der über 48 Mill. Ji 
kostete, verbrennen. Dann opferte er 10 000 Stiere. Bald daraus aber wurde 
auch er von einem bösen Fieber ergriffen, und nach zehn qualvollen Tagen starb er 
im 33. Jahre seines Lebens. Man erzählt, daß seine Feldherren, welche trauernd 
sein Sterbebett umstanden, ihn gefragt hätten, wer fein Nachfolger fein solle. Daraus 
soll er geantwortet haben: „Der Würdigste." Sein unermeßliches Reich zerfiel bald 
nach seinem Tode. 
\7. Gründung Roms. 754 v. Chr. (Hist. Sage.) 
1. Romulus und Remus. Nicht weit von dem Tiber lag ehemals die Stadt 
Albalonga; daselbst herrschte der König Numitor. Aber sein böser Stiefbruder Amu-
	        
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