Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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ja, bester Mann, ich will dir's nur gestehn, 
ich hab' im Traum den lieben Gott gesehn; 
er lag im Sarg; sein Haar war silberweiß, 
und weinend standen Engel rings im Kreis. 
Der Helfer starb, nie endet unsre Not, 
der liebe Gott, der liebe Gott ist tot!“ 
Da lächelte der Mann nach langer Zeit 
zum ersten Mal und sprach mit Freundlichkeit: 
„Ei, ei, Marie, wie du p thöricht bist; 
weißt du denn nicht, daß Gött unsterblich ist, 
daß er, erhaben über Raum und Zeit, 
regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit? 
„Wie,“ sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann, 
daß Gott im Himmel niemals sterben kann, 
daß er en bleibet fort und fort, 
und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort 
und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn, 
des Hilfe stets zur rechten Zeit erschien?“ 
Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist. 
„Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt! 
Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun, 
auf Gottes Hilfe will ich freudig baun, 
und zag' ich jemals wieder in der Vot, 
dann frag mich nur: Ist denn der Herrgott tot?“ 
145. Sprichwörter und Sprüche. 
1. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut. 2. Wie Gott will, 
halt' ich sill. 3. Je rdber die Not je näher Gott. 4. Der 
Mensch denkt, Gott lenft. 5. Bete und arbeite! 6. An Gottes 
Segen alles gelegen. 7. Not lehrt beten. 8. Wen Gott 
nicht hält, der füllt. 9. Halt dich rein, acht dich klein sei gern 
unt Gott und dir allein! 10. Trink und iß, Gott nicht vergiß! 
146. Lit Gott. 
Hormann Llatko.) 
L. Mb Gottl das ist ein schònes Wort, — 
da wandert man so fröhlich fort 
und fragt naeb Brücke nicht und Steg; — 
mit Gott! — man findet seinen WMeg.
	        
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