Europa. 71
sich erstreckende Thal wurde vom Rheine im Lause unzähliger Jahrtausende vertieft,
der weggesührte Schutt um die Mündung des Flusses zusammengeschwemmt und aus
diese Weise die dortige Tiesebene nach und nach über den Seespiegel erhoben.
Der Neckar entspringt aus sumpfiger Hochfläche östlich vom Schwarzwalde, fließt
anfangs mit starkem (Sesälle in tiesem Thule, wird aber im Unterlaufe ruhiger und
nach Ausnahme der Parallelflüsse Kocher (der „Kochende", „Schäumende") und Jagst
(die „Jagende") selbst sür größere Fahrzeuge schiffbar.
Der Main, ausgezeichnet durch große, schlangensörmige Windungen und die all¬
gemeine Richtung (0 bis W) seines Sauses, entsteht aus der Vereinigung des ans dem
Fichtelgebirge entspringenden Weißen und des vom Fränkischen Jura herkommenden
Roten Mains. Der vereinigte Fluß durchströmt ein sreundliches, fruchtbares, stellen¬
weise (wie bei Bamberg) beckenartiges, feines milden, gefunden Klimas wegen berühmtes
Bergthal. Durch Aufnahme mehrerer Beiflüffe (l. Regnitz, r. Fränkifche Saale) wird
er ansehnlich wasserreich und tritt einige Meilen von seiner Mündung in eine außer¬
ordentlich fruchtbare, gartengleich angebaute Ebene.
Die Lahn entspringt aus den rauhen Höhen des Westerwaldes, umstießt in
großem Bogen dessen östliche Plateauflächen und eilt dann mit zahlreichen Windungen
in romantischem Thale (das eine natürliche Scheide zwischen Westerwald und Taunus
bildet) dem Rheine zu.
Die Mosel, der zweitgrößte Nebenfluß des Rheines, entspringt den Westabhängen
des füdlichsten Teils vom Wasgaugebirge und durchfließt anfangs hügelreiches Land.
Im Mittelläufe tritt sie in eine wohlangebaute, breite Fläche, die mit dem Trierer
Becken ihren nördlichen Abschluß siudet. Von hier hat sich der Fluß zwischen Eisel
und Hunsrück in einem schmalen Querthale, dessen Abhänge reichlich mit Reben be¬
pflanzt sind.und malerische Ansichten gewähren, Bahn gebrochen. Zahlreiche, säst
schlingenartige Windungen machen jedoch diesen Teil des Moseüauses sür den Schisser
außerordentlich mühevoll. Der Hauptbeifluß der Mosel ist (r.) die fchiffbare Saar.
Der Unterlans des Rheines fuhrt, von Bonn bis znr Nordsee, durch
die fruchtbaren Flächen des Niederrheinischen Tieflandes, in einem Bette, das der
Strom seit den frühesten historischen Zeiten mehrfach beträchtlich verlegte und in
welchem er gegenwärtig an vielen Stellen nur mit großer Anstrengung erhalten
werden kann. Die Fläche ist teils ehemaliger Meeresboden, teils, besonders im
MUuduugsgebiete, Anschwemmungsprodukt des Flusses selbst, der infolgedessen
ein außerordentlich kompliziertes Delta bildet.
Von Nebenflüssen empfängt der Rhein aus dieser Strecke (r.) die Sieg,
die reißende Wupper, die schiffbare Ruhr (ein bequemer Wasserweg in die
reichen Gebiete des Sauerlaudes) und die dem Norddeutschen Flachlande angehörige
Lippe. Im MUndnngsdelta nimmt er seinen größten Nebenfluß, die Maas,
auf, und erhält fogar streckenweis deren Namen.
Die Ruhr, der wichtigste Nebenfluß des unteren Rheines, entspringt im sauer¬
ländischen Gebirge (am kahlen Aftenberge), fließt durch anmutiges Bergland und
empfängt (1.) beträchtliche Zuflüsse; erst kurz vor ihrer Mündung tritt sie in die flache
Rheinebene. Besonders in feinem Unterlaufe ist dieser Fluß (dessen Wassersührnng
durch Schleusen reguliert wird) sür die industrieelle Ausbeutung der besonders an
Steinkohlen reichen umliegenden Gebiete von größter Bedeutung.
Die Maas entspringt auf den Höhen des Plateaus von Langres und fließt
als Parallelfluß der Mofet anfangs durch breitere Thalgelände, bald aber wird
ihr Bett fchroffer, und 6 Meilen von ihrem Ursprünge verschwindet sie (oberhalb