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Nächtlichen Anzahl so wohl grossen als kleinen Viehes zur Wei¬
de dienen. An den untern Orten sind Dörfer und Kirchen zwi¬
schen Gebüschen und Felsen. Sieben Gemeinen, welche aus
50000 Seelen bestehn, wohnen im Vicentinischen Gebiere an
der Tridentinischkn Grunze. Statt der Mauern und Festungs¬
werke sind sie von unersteiglichen Felsen umgeben. Einige ha¬
ben das Recht ihre Unterthanen nach ihren Gesetzen zu richten.
Ausser diesen giebt es noch Leute, welche zu eben der Nation in
Ansehung der Sprache gehören: am Ufer des Asiico, nordwärts
vom Vicentinischen und Paduanischen Gebiete, in der Gegend
des Schlosses Cembca, und sogar in den Venetianischen Jüti¬
schen Alpen.
6) Brescia, in einer sehr fruchtbaren Gegend am Fluß
Garza, hat über 30000 Einwohner und einen Bischof, und rst
wegen der Gewehrfabriken und andrer Eisen - und Stahlfabri¬
ken vornehmlich berühmt. Mau trist m der Stadt auch ver-
schiedne Pressen zum Leinöl an, desgleichen zum Oe! aus den
Körnern der Weintrauben. Die letzte Gattung von Oel wird
an wenigen Orten verfertigt, und macht gleichwohl einen ziem¬
lich ansehnlichen Artikel der Handlung von Brescia aus. Bey
der Stadt ist ein befestigtes Schloß.
7) Bergamo, eine Festung auf einein Hügel, hat
30000 Einwohner. Hier ist em Bisthum nebst 24 Klöstern.
Seit einigen Iabren werden in Bergamo versilberte und vergol¬
dete Knöpfe gemacht, die so gut als die Engländischen und
Französischen seyn sollen. Sonst treiben die Einwohner auch mit
Wolle, die m dieser Gegend von vorzüglicher Güte ist, mit ge¬
zwirnter Seide und seidenen Stoffen einen einträglichen Handel.
Man macht auch schönes Scharlach und seldne Stoffe, die aus¬
wärts im Rufe stehn. In Sajtello veccHro ist eine Miliiär-
fchule, wo 24 Kadetten ans Kosten der Republik unterhalten,
und in den zum Wasser-und Festungsbau gehörigen Wissenschaf¬
ten unterrichtet werden.
8) Udme, im Venetianischen Friaul am Fluß Roja, ist
der Sitz eines Erzbischofs und einer Ackerbaugesellschaft, welche
eine der vornehmsten in den Staaten der Republik ist. Vor
1770 erhielten die Einwohner in Udme und im ganzen Vene-
tlamschen friaul alle irdene Geschirre aus Klagenfurth in
Kärnthen, weil man im Lande keinen Thon finden konnte. Ein
Gelehrter that eine Reise hin, um sich von der ganzen -Arbeit zu
unterrichten. Nachher wurde in Friaul selbst solcher dunkel-
J z brauner