62 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
viele Gewitter. Für Europäer dies Klima im Ganzen sehr nachtheilig, vor
Allem in den sumpfigen Gebieten. Dagegen in hochgelegenen Orten oft sehr
angenehmes, wahrhaft paradiesisches Klima. Deshalb Gesundheitsstationen dort
angelegt, z. B. im HimAaya, Nilagiri" und Aligiri". Assam im NO. die re-
genreichste Gegend der Erde (§ 49), — 14 m Regenschicht jährlich — dem¬
nächst MalabZr, obwohl nicht halb so feucht. In beiden Gegenden werden
nämlich im Sommer die Südwestmonsune durch die Gebirge zu Niederschlägen
veranlaßt, weshalb sie dann auch trocken über Hochasien bez. Dekhän wehen.
Umgekehrt erhält die Küste Coromändal im O. bei Nordostmonsun manche
Niederschläge. In einigen innern Gegenden die Trockenheit zeitweise so groß,
daß sie Hnngersnoth erzeugt^).
Die Pflanzenwelt Indiens reicher als die fast aller andern Länder.
Am HimÄaya die Gewächse aller Zonen vertreten, von den tropischen Gewächsen
durch die immer- und sommergrünen Laubhölzer und Nadelhölzer bis zu den
Alpenpflanzen, Flechten und Moosen (§ 52). Erst bei 6000 m hört die
Vegetation auf. Au günstigen Stellen vereint die Vegetation die Fülle Amerikas
mit dem Dust Arabiens; nicht nur Blüthen, auch Blätter und Rinde sind
großenteils wohlriechend.
Vielfach, namentlich in HindostÄn doppelte Ernten; im Winter euro-
päisches Getreide und Gemüse, im Sommer Reis, die Hauptnahrung In-
diens, Baumwolle und Indigo (alle drei hier heimisch) gebaut; an ein-
zelnen Stellen selbst dreifache Reisernten im Jahr. Außerdem gewinnt man
namentlich Zucker (einheimisch; auch zu Rum verarbeitet), Thee (wohl in
Affäm heimisch, jetzt dort eifrig cultiviert), Opium, Mais, Dhurra (Fig. 58),
Yamswurzeln (Fig. 42), Tabak, Jute, die einen trefflichen Faserstoff liefert.
Unter den Bäumen zeichnen sich im N. Dattelpalmen, Lorbeer,- Obst-
und Edelfruchtbäume aus, in wärmeren Gegenden gibt es viele Palmenarten,
besonders die hundertfach ausgenutzte Cocospalme, ferner die Sagopalme,
(Fig. 54)Banianen, von denen oft ein einzelner Banm mit seinen zur Erde
gesenkten Nebenstämmen fast einen Wald bildet, Farne, Bananen, Brotfruchtbäume,
Mangustauen, deren Früchte, den Ananas- und Erdbeergeschmack vereinigend,
das feinste Obst der Erde bilden, dazu Manglewaldungen (Fig. 37),
auf Luftwurzeln mit ihrem Stamm wie Leuchter stehend, in den Wäldern
Lianen wie der Rotang (spanisches Rohr, sich oft 100 m entlang schlängelnd);
auch das Bambusrohr (Fig. 35) wird baumhoch und liefert Stoff zu
t Hansgeräth, Matten, Brücken und Häusern. Cultiviert wird
zahlreich auch der aus Amerika eingeführte Fieberrindenbaum
(Fig. 68). Dazu treten an manchen Stellen jene aromatischen
Gewächse: Zimmt, Kaffee, Gewürze (Ingwer, Pfeffer, Mus-
katuuß, Gewürznelke, Kardamome u. a.) endlich, auf den
Bergen, Wälder von unverwüstlichem Tekholz, freilich z. Th.
erschöpft, köstliches Ebenholz und weihrauchduftendes San-
delholz. Wunderbar geformte oder herrlich große Blüthen wie
die der auf Bäumen wachsenden Orchideen, der Magnolien und
Fia. 52. Lotosblumen, welche letzteren unserer Seerose verwandt und den
Lotosblume. Jndiern heilig sind (Fig. 52), nehmen Auge und Sinn gefangen.
10) So sind 1878 lVs Mill. Menschen an Huugersnoth gestorben.