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sind die Gesimse mit spiegelblank geputzten Gefäßen aus Zinn und
Kupfer reich besetzt, und in den Zimmern sind Teekannen und
Kaffeekannen aus Silber keine Seltenheit. — Die Sorge für sein Vieh
ist ein Hauptbestreben des Werderaners, darum ist der Stall meist
unmittelbar an seiner Wohnstube angelegt, so daß er womöglich
trockenen Fußes liineintreten kann. Die größte Reinlichkeit herrscht
auch liier; jeder Stall gleicht einem Schmuckkasten.
Obwohl der Bewohner des Werders einen reich gesegneten Boden
sein eigen nennt, so hat er doch mit manchen Beschwernissen zu
kämpfen und ist zuzeiten großen Gefahren ausgesetzt. Die Erhaltung
der Deiche, Gräben, Kanäle, Brücken, die Entwässerung des Landes
durch Schöpfmühlen, von denen eine auf 6000 Mark zu stehen kommt,
führt große Ausgaben mit sich. Dazu kommen nicht selten Streitig¬
keiten mit den Nachbarhöfen, die bei der Ableitung des Wassers
nicht immer die ihnen zugewiesenen Kanäle benutzen. Das Schlimmste
aber sind die bedrohlichen Hochfluten des Stromes. Zur Zeit des
Eisganges finden im Unterlaufe des Stromes oft Eisstopfungen statt.
Die mächtigen Wassermassen aus dem oberen Stromgebiet finden
dann keinen Abfluß; sie durchbrechen die Dämme, überschwemmen
das Land und verbreiten Tod und Verderben in der Niederung.
Die letzten furchtbaren Überschwemmungen haben 1879 und 1888
stattgefunden. Noch lastete dickes Eis auf dem Unterlauf des Flusses,
während im Süden plötzlich die Tauzeit eingetreten war. Die schwim¬
menden Eisschollen häuften sich bald zu Bergen an und stießen sich
bis auf den Grund so fest, daß nur wenig Wasser durch- und ab¬
fließen konnte. Solche Eisstopfungen entstanden an mehreren Stellen,
das Wasser mußte daher immer höher anschwellen, Dammbrüche er¬
folgten, und gewaltige Wassermengen und Eismassen verbreiteten sich
in rasendem Lauf über die Niederungen. Bald war alles, soweit das
Auge reichte, nur eine einzige Wüste von Wasser und Eis; nur hier
und da sieht ein Baum, ein Dach aus den Fluten hervor, oder Haus¬
gerät aller Art, Tische, Spiegel, Schränke, Wiegen, schwimmt mit
den Eisschollen auf den Fluten dabin; und der Mensch ist machtlos
dem verheerenden Element gegenüber.
Hart sind die Folgen solcher Überschwemmungen für die Be¬
wohner der Niederungen. Für Jahre ist des Bauern Wohlstand da¬
hin ; denn schlimmer noch als die Zerstörung der Wohnungen und
Wirtschaftsgebäude ist der Schaden an den Dämmen und die Ver¬
heerung der Ländereien. Mehrere Fuß hoch bedeckt die Weichsel
an vielen Stellen den fetten Boden mit Sand, als wolle sie ihrem