B. Die griechische Welt.
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pelschätze in Jerusalem und faßte den Vorsatz die jüdischen Einrichtun-
gen und denJehovahdienst aufzuheben und griech. Cultur mit kellenischem
Heidenthum daselbst zu begründen. Der hartnäckige Widerstand der
Juden führte so grausame Verfolgungen herbei, daß sich zuletzt das zur
Verzweiflung gebrachte Volk erhob und unter der Anführung des Ho¬
henpriesters Matathias und seiner 5 heldenmüthigen Söhne (Ma cca-
bäer) die Syrer muthig und erfolgreich bekämpfte. Der älteste Sohn
Judas Maccabäus erzwang nach einigen glücklichen Gefechten einen
Frieden, wodurch die Wiedereinführung des jüdischen Gottesdienstes
gestattet wurde. Sein Bruder Simon befreite Judäa gänzlich von
der syrischen Botmäßigkeit und Zinspflicht und verwaltete als Fürst
und Hohepriester weise und gerecht das Land und den vaterländischen
Cultus. Unter seinen Nachkommen wurden die Grenzen des Reichs
erweitert und die Jdumäer (Edomiter) zur Annahme des jüdischen
Gesetzes gebracht, so daß Aristobülus sogar wieder den Königs¬
titel annahm. Aber die durch die Heldenkämpfe der Maccabäer be¬
wirkte Blüthe des jüdischen Staats war nicht von Dauer. Innere
Streitigkeiten und Sektenhaß lähmten die Kraft des Volks und führ¬
ten es endlich unter Roms Herrschaft. Der letzte Maccabäer wurde
von dem Jdumäer Herodes ermordet, worauf dieser mit Hülfe der
Römer sich auf Davids Stuhl setzte und als zinspflichtiger König (Te-
trarch, Vierfürst) über Judäa regierte. Um sich die Juden, die ihn
als Fremdling haßten, geneigt zu machen, ließ er den Salomon'schen
Tempel vergrößern und verschönern, artete aber aus Mißtrauen am
Ende seiner Regierung in einen blutdürstigen Wütherich aus, der selbst
dem zur Erlösung der gesunkenen Menschheit gesandten Jesus von
Nazareth nach dem Leben trachtete. —
§. 113. Damals bestanden bei den Juden verschiedene Sekten oder
Parteien, unter denen die Pharisäer und Sadducäer am be¬
rühmtesten sind. Die ersten hielten sich streng an das mosaische Gesetz,
trafen durch willkürliche und gezwungene Auslegung desselben eine Menge
äußerlicher kleinlicher Vorschriften und Bestimmungen, in deren genaue Be¬
obachtung sie großen Werth setzten, und gerieihen dadurch zur Heuchelei und
Scheinheiligkeit, während die aus Reichen und Vornehmen bestehenden Sad-
ducäcr das mosaische Gesetz weniger streng auffaßten und es mit griechi¬
scher Sitte, Lehre und Denkweise mehr in Einklang zu bringen suchten.
Noch weiter gingen hierin die zahlreichen in Alexandria wohnenden Juden,
die eine Vermischung jüdischer Weisheit mit griechisch-heidnischer Philoso¬
phie anstrebten und zuletzt auch die griech. Sprache redeten. Durch 72
Gelehrte dieser alexandrinisch - jüdischen Schule ließ Ptolemäus Phila-
delphus die hebräischen Schriften der Bibel ins Griechische übersetzen und
in seiner Bibliothek aufstellen. Diese unter dem Namen Septuaginta
(142 —
135)
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