6
Geschichte der alten Welt.
Ueberreste eines unterworfenen nicht-indischen Wolksstammes, die von
den übrigen Indern als der Auswurf der Menschheit angesehen und
mit der tiefsten Verachtung behandelt werden.
3. Neligionssormen und Cultus des Heidenthums.
8- 6. Bei der Zerstreuung der Menschen über den Erdboden
ging der ursprüngliche Glaube an den Einen wahrhaften Gott (Mo¬
notheismus) verloren und die Völker versanken in Vielgötterei
(Polytheismus), indem sie statt des Schöpfers dessen sichtbare Werke
anbeteten oder die in der Natur wirkenden Kräfte als göttliche Wesen
verehrten. Nur bei dem jüdischen Volke erhielt sich der Glaube an
Einen Gott in ihrem Stammgotte Iehovah. Doch zeigt sich bei
der Ausbildung dieser Neligionssormen eine große Verschiedenheit zwi¬
schen den Völkern von höherer Naturanlage und feinerer Organisation
und den rohen Stammen Afrika's und Hochasiens. Denn wahrend
die Völker Vorderasiens, wo Sonne, Mond und Sterne in schöner
Pracht leuchteten, dem Sternendienst (Sabäismus) huldigten,
die civilisirtesten Nationen von Europa dagegen die Gottheit in den sicht¬
baren Geschöpfen aufgehen ließen (Pantheismus), die äußere Natur
vergötterten und die Götter als vollkommnere Menschen darstellten, ge-
riethen die Aethiopen in Afrika und Aegypten, und die mongolischen
Stämme Hochasiens auf einen häßlichen Thierdienst, oder erwiesen
leblosen Dingen göttliche Ehre (Fetischismus). Dieselbe Verschie¬
denheit zeigt sich auch im Cultus und in den Opfern. Die Grie¬
chen und Römer veranstalteten ihren Göttern fröhliche Feste, an denen
sie die geopferten Thiere und dargebrachten Früchte im Freundeskreise
verzehrten, indeß uncivilisirte Völker auf ihren Altären Menschen schlach¬
teten, um durch Blut den Groll der feindseligen Mächte (als welche
sie sich ihre Gottheiten dachten) zu versöhnen, und die nordafrikanischen
Stämme sogar ihre eigenen Kinder in die Arme eines glühenden Götzen¬
bildes, Moloch legten.
8. 7. 5sm heitersten gestaltete sich der Polytheismus bei den Griechen,
deren Götter sage n (M y t h e n, daher Mythologie) die Römer später
größtentheils annahmen und mit ihrem einheimischen Rcligionswesen ver¬
schmolzen. Nach griechischer Einsicht war im Anfang das Weltall eine rohe
Masse, Chaos, ans dem sich Himmel und Erde als selbständige Gott¬
heiten ausschieden. Die Erde erzeugte dann Wesen von übermenschlicher Größe
und Kraft, die Titanen, die zuerst die Herrschaft führten, bis ein geistigeres
Geschlecht, das sich um den Himmclskönig Zeus oder Jupiter gruppirtc,
sic ihnen abnahm, die himmclstürmendcn Titanen und Giganten be¬
zwang, und sie in den Elbgrund der Erde begrub. Nachdem so die wilden