Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

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Geschichte der alten Welt. 
wird; zu ihrem Gefolge gehören die lieblichen Grazien (Chariten) und die Ha¬ 
ren, die Göttinnen der Jahreszeiten, e) Der lahme Hephästos (Vulcan) der 
im Aetna mit Schmelzen und Bearbeiten der Metalle beschäftigt ist, gilt eben¬ 
falls für einen Sohn Jupiter's und Juno's. Seine Gehülfen bei der Arbeit sind 
die riesenhaften Cnkl open. k) Hermes (Mercur) der jugendliche Gott der List 
und Schlauheit und aller Geschäfte, wobei diese dienlich sind, als der Kaufmann- 
schaft, der Diebereien u. dergl. Als Bote oder Herold der Götter trägt er den 
Heroldstab (Caduceus) und Fittige an den Fersen, g) Der von der Semele ge- 
borne Dionysos (Bacchus), Vorsteher des Weinbaues, dessen Heerzüge nach In¬ 
dien vielfach Gegenstand der Kunst waren. Zu seinem Gefolge gehören die Fau¬ 
nen, Satyrn, die Bacchantinnen und der berauschte Silenus. Seine 
Feste (Bacchanalien) gaben zu ausschweifenden Gelagen Veranlassung. — Auch 
die Vorsteherin des häuslichen Heerdes, Hestia oder Vesta, wurde den obern Göt¬ 
tern beigezählt und besonders von den Römern verehrt, ihre jungfräulichen Prie- 
sterinnen (Vesta linnen) hatten das heilige Feuer zu bewachen. — Daneben 
gab es noch eine Menge untergeordneter Gottheiten: Iris, die Botin der Juno 
und Göttin des Regenbogens; Aeolus oer Gott der Winde; der ziegen- 
füßige Hirtengott Pan mit der siebcnstimmigen Schäferflöte; Themis die Göttin 
der Gerechtigkeit (mit der Wage) u. a. m. — Durch die Vorstellung des Lebens 
unter dem Bilde eines Fadens entstand die Idee von den drei Schicksalsgöttinnen 
Mören oder Parzen, von denen Klotho den Lebenssaden anknüpft, Lache¬ 
sis fortspinnt und Atropos abschneidet. — Die schrecklichen Vcrgelterinncn mensch¬ 
licher Frevelthatcn waren die drei schlangenbehaarten Erinnyen (Eumcniden) 
oder Furien, die in der Unterwelt hausenden Töchter der Nacht, die mit Fackeln 
den Sünder verfolgen und ihn zum Wahnsinn und zur Verzweiflung treiben. Ver¬ 
wandt mit ihnen sind die 3 Harp yen, die schadenfrohen Peiniger der Menschen. 
Ihnen entgegengesetzt sind die S ch u tz g ö t t er, sowohl die des einzelnen Menschen,. 
Dämonen, Genien (doch gab es auch böse), als die Haus- und Familien¬ 
götter (Laren, Penaten) für die in jedem Hause ein Altar errichtet war. 
Manen hießen die Schutzgeister der Abgeschiedenen. Auch die Nacht, den Sch las, - 
die Träume (Morpheus), den Tod dachte man sich als Götter.— Ueber die, 
H ero en s. tz. 39 ff. 
§. 8. Als Gegensatz gegen die heitere Mythologie der Griechen kann 
man das Rcligionssystem der In d er betrachten. Denn während jene lehrt, 
daß man sich des irdischen Lebens freuen und dasselbe genießen solle, da mit' 
dem Tode ein trübes Schattenleben im Hades eintrete, erklärt die indische Re-, 
ligion das Leben auf dieser Welt für eine Straf- und Prüfnngszeit, die man. 
nur durch einen heiligen Wandel, durch Gebet und Opfer, durch Büßungen' 
und Reinigungen verkürzen könne. Verabsäumt der Mensch dies, so geht fcüi-c. 
Seele nach dem Tode wieder in einen andern oft niedrigern (Thier-)Körper und. 
muß die Wanderung von Neuem beginnen, während ein heiliges Leben das 
Mittel ist, der Seele die Rückkehr in den geistigen Urzustand, aus dem sie her¬ 
vorgegangen, möglich zu machen. Dieser Glaube an eine Seelen Wande¬ 
rung (Metempsychose) war im Alterthum sehr verbreitet. 
9. Ein merkwürdiges Rcligionssystem hatte auch das alte Z end- 
B o l k in B a c t r i c n. Es lehrte ein doppeltes Urwesen (Dualis m u s), den 
Lichtgeist Ornrnzd und den Geist der Finsterniß, Ar ihm an. Beide haben
	        
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