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Oestreichs Kämpfe mit Preußen.
zug aufbringen. Dazu"vermehrte sich die Zahl seiner Gegner durch den
Beitritt Spanien's, das, seit Karls HI. Thronbesteigung mit Frank¬
reich verbunden, bald nachher durch den von Choiseul geknüpften Fa¬
milienbund der bourbonischenHöfe aufs engste mit dessen Inter¬
essen verwuchs. Aber muthig und entschlossen ging Friedrich den Gefahren
entgegen. Indeß Prinz Heinrich Sachsen mir Geschicklichkeit und Erfolg
gegen Daun vertheidigte, Ferdinand von Braunschweig im westlichen
Deutschland die von den zwieträchtigen Marschallen Broglio und
Soubise angeführten und aller Kriegszucht entwöhnten Franzosen glück¬
lich vom weitern Vordringen abhielt, suchte Friedrich selbst die Oestreichs
aus Schlesien zu treiben und ihre Vereinigung mit den Russen zu verhin¬
dern. Das letztere mißlang ihm zwar, aber die Eifersucht des russischen
Heerführers'auf Laudons Kriegsruhm hemmte auch nach ihrer Verbin¬
dung jedes gemeinsame Unternehmen. Dagegen machte sich Laudon nach
der Erstürmung der Festung Schweidnitz Meister von Ober¬
schlesien und die Russen eroberten Kolberg und einen Theil von Pom¬
mern. Friedrichs Hoffnungslosigkeit und Schwermuth gab sich in den
Briefen an seine Freunde und in seinen Gedichten kund. Schlesien
schien an Oestreich, Preußen an Rußland fallen zu müssen.
§. 637. Umschwung und Friedensschlüsse (1762 und
1763). Als Friedrichs Noth am größten war, starb die Kaiserin Elisa¬
beth und ihr Neffe, Peter Hl-, der größte Verehrer des preußischen
Monarchen, bestieg den Thron. Dieser Wechsel führte plötzlich einen
Umschwung der Dinge herbei. Peter, ein gutmüthiger, aber unbesonnener,
mit Ueberei'ung handelnder Fürst, der in seiner Bewunderung für Frie¬
drich so weit ging, daß er preußische Uniform trug, setzte sogleich die
Kriegsgefangenen in Freiheit, gab in dem rasch abgeschlossenen Frieden
nicht nur alles Eroberte zurück, sondern ging mit Friedrich ein Schutz-
und Trutzbündniß ein, in Folge dessen eine russische Armee sich mit den
Preußen verband. Auch Schweden entsagte der Theilnahme an einem
Kriege, der dem Land weder Ehre noch Gewinn brachte Zwar wurde
Peter III., (der trotz Friedrichs wohlmeinenden Warnungen durch die
Umwandlung des russischen Militarwesens nach preußischer Weise, und
durch unvorsichtige Neuerungen in Kirche und Staat die Russen gegen sich
aufbrachte), nach 6 monatlicher Regierung auf Anstiften, oder doch mit
Wissen seiner, wegen ihrer Sittenlosigkeit von Peter hart behandelten Ge¬
mahlin Katharina, einer Anhaltischen Fürstentochter, von einigen russi¬
schen Vornehmen (Orloff) auf barbarische Weise ermordet, aber Katha¬
rina II., die sich jetzt der ihrem Sohne Paul gebührenden Herrschaft be¬
mächtigte, bestätigte den abgeschlossenen Frieden. Dagegen löste sie das
Januar
1762.
Mai
17<k2.