Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

588 
Nov. 
Februar 
1703. 
Das achtzehnte Jahrhundert. 
Bündniß mit Friedrich auf und rief ihre Truppen zurück. Aber vor dem 
Abzug half der russische, dem preußischen Monarchen ergebene Feldherr die¬ 
sem noch die Schlacht bei Burkersdorf gegen Daun gewinnen, worauf 
Friedrich mit großer Anstrengung S ch w e i dn itz und den größten Theil 
von Schlesien wieder eroberte, indeß Prinz Heinrich, Seydlitz, 
Kleist u. a. Sachsen von den Reichstruppen säuberten und der Prinz 
von Braunschweig nach der Einnahme von Kassel die Franzosen dem 
Rheine zudrängte. Das deutsche Volk, dessen Lander verwüstet, dessen 
Industrie in Stocken gerathen, dessen Ackerbau verfallen, dessen Wohl¬ 
stand vernichtet war, forderte verzweiflungsvoll den Frieden. Als Kleist 
Franken durchstreifte, Bamberg und Nürnberg brandschatzte und Regens¬ 
burg bedrohte, geriethen die deutschen Fürsten in Schrecken und traten 
großentheils vom Bunde wider Friedrich ab. Aber auch Oestreich war 
durch den langen Krieg so erschöpft, daß es nur mit der größten Anstren¬ 
gung und durch Aufhäufung einer beträchtlichen Staatsschuld Armeen 
und Kriegsbedarf aufbrachte. Maria Theresia widersetzte sich daher nicht 
länger dem von allen Seiten begehrten Frieden. Ein zwischen Preußen, 
Frankreich und Oestreich abgeschlossener Waffenstillstand wurde zur 
Unterhandlung benutzt, die im nächsten Frühjahr den Pariser und we¬ 
nige Tage später den Hubertsburger Frieden herbeiführten. In diesem 
Frieden wurde dem König vonPreußen der Besitz von Schle- 
sien für immer zugesich ert, dagegen die Herausgabe aller übrigen 
Eroberungen ausbedungen. Von dem an nahm Preußen seinen Rang 
unter den fünf europäischen Großmächten ein. 
Mittlerweile wurde in Amerika und Europa zwischen England und Frank¬ 
reich ein wechsclvoller See- und Landkrieg geführt. Als die in dem Utrcchter Frieden 
an.England abgetretene Insel Men orka von dem Herzog von Richelieu erobert 
wurde und auch in Amerika die aus Hannoveranern und gekauften Hessen be¬ 
stehenden Truppen der Engländer mit wenig Erfolg kämpften, gab die engl. Nation 
ihren Unwillen so laut kund, daß das Ministerium das Volk durch ein Opfer zu versöh¬ 
nen beschloß Es schob die Schuld des Verlustes von Menorka auf das feige und unge¬ 
schickte Benehmen des Admirals Byng, und ließ denselben durch ein Kriegsgericht ver- 
urtheilen und an dem Maste seines Schiffs erschießen. — Aber erst als William Pitt 
in's Ministerium trat, nahmen die Dinge eine andere Wendung. Englische Heerführer 
eroberten Otuebeck und besetzten Canada, engl. Admiräle schlugen die franz. Flotten 
und hinderten die Ausfuhr nach Amerika. Als auch das seit dem Fami'licnpakt von 176L 
enge mit Frankreich verbundene Spanien an dem Kriege Theil nabm, gingen viele west¬ 
indische Inseln an England verloren. Aber durch Lord Butes Einfluß wurde Pitt ver¬ 
drängt, worauf das englische Ministerium den Vertrag mit Friedrich von Preußen auf¬ 
hob und dann mit Frankreich und Spanien in Unterhandlungen trat. In dem Pariser 
Frieden wurde England durch die Erwerbung von Canada und Florida (wofür 
Spanien von Frankreich Louisiana erhielt) und der Insel Grenada reichlich entschädigt; 
seine Seemacht war vergrößert, aber auch seine Schuldenlast vermehrt worden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.