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Lothringen verbinden. Dieser rückte aus dem St. AmarintaleBrei-
sach zur Hilfe heran. Da brach Herzog Bernhard sofort während
der Nacht auf und kam bei Tagesanbruch nach Sennheim. Auf
dem Ochsenfelde entspann sich die Schlacht. Der Herzog oon
Lothringen wurde geschlagen.
Dann begann die Belagerung Breisachs mit Unterstützung
der Franzosen aufs neue. Die Stadt wurde enge eingeschlossen,
kein Mensch ans- oder eingelassen. Der Preis der Lebensmittel
erreichte bald eine unglaubliche Höhe. Für einen Sester gemahlene
Frucht gab eine Frau Kleinodien im Wert von 80 Tlr., ein Ei
kostete 1 Gulden, ein Huhu 5 Gulden, ein Pfund Salz 12 Batzen,
eine Katze 2—3 Gulden, ein Pfund Hundefleisch 7 Batzen. Die
Offiziere uährten sich von Brot, das aus Haser gebacken war;
das Brot der gemeinen Soldaten bestand aus Kleie und Mehl
aus Eichenrinde. Selbst Tierhäute vou Pferden, Ochsen und
Eseln wurden eingeweicht und gegessen. Bald kam die Hungers¬
not mit all ihren Schrecken über die Belagerten. Kinder wurden
aufgefangen, geschlachtet und gekocht. Selbst Leichname wurden
ausgegraben und dienten als Speise. Gefangene Soldaten gruben
mit ihren Händen Löcher in die Mauer und labten sich ant Kalk.
Biele starben des Hungertodes. Der tapfere Befehlshaber von
Breifach, Herr von Reinach, konnte sich nicht mehr länger halten.
Mit allen Ehren durfte er samt seiner Besatzung, die noch gegen
500 Mann betrug, aus der Stadt ziehen. Bernhard nahm die
Feste, die ihm das Ober-Elsaß sicherte.
Nun verlangten die Franzosen, daß Bernhard seine Er¬
oberungen unter ihre Hoheit stelle. Doch davon wollte er nichts
wissen. Er wollte als ein deutscher Reichsfürst uud Herzog des
Elfasses dieses Laud dem deutschen Reiche erhalten. So geriet
er in Streitigkeiten mit den Franzosen. Ehe diese zum Austrag
kamen, erkrankte er plötzlich, und bereits nach vier Tagen starb
er zu Neuenburg im Jahre 1639. Der rasche Tod hat zu der Sage
Veranlassung gegeben, er sei von den Franzosen vergiftet worden.
Bernhard hatte in seinem Testament verordnet, daß die von ihm
eroberten Landschaften beim deutschen Reiche verbleiben sollten. Aber
die Franzosen gewannen die Offiziere seines Heeres durch Geld sür
sich; diese lieferten ihnen die eingenommenen oberrheinischen Plätze
aus und stellten sich farnt den Truppen unter ihren Oberbefehl.
Viel besser als in Breisach sah es in dieser Zeit im übrigen
Elsaß nicht aus. Hungersnot herrschte in den Städten Thann,
Ruf ach, Colmar, Schlettstadt, Straßburg, Hagenau. Auf den
Straßen fand man verhungerte Menschen, die noch Gras und
Wurzelu im Munde hatten. Um einen Laib Brot konnte man
einen ganzen Schatz Reben kaufen. Äcker oder Rebberge zn be¬
bauen, lohnte sich nicht. Denn die verschiedenen Truppen nahmen