— 122 —
von Jünglingen und Männern an Gelehrte entstehen, wie
Paris (besonders für Theologie), Bologna (für Jurispru¬
denz), Salerno (für Medizin), theils eigens gestiftet wer-
den, wie Neapel (durch Friedrich II.), Prag (durch Karl IV.,
1348). Bon Prag aus wird zur Zeit von Johann Huß
Leipzig gestiftet; s. S. III), schon vor Leipzig bestehen
Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt.
Eine dem Mittelalter eigenthümliche Gelehrsamkeit ist
die Scholastik (Schullehre, Schulphilosophie), eigentlich
eine Einzwänguug der christlichen Dogmen in Verstandes-
formeln. Das Denken und Lehren nach Verstandesformeln
bleibt auch ihr Charakter, als sie später mehr oder weniger
die Theologie verlassen und sich bloß der Philosophie zu-
gewendet hat. Sie gründet sich hauptsächlich auf Aristote-
les. Die namhaftesten Scholastiker sind Peter Abälard in
Paris, der deutsche Dominicaner Albertus Magnus u, der
neapolitanische Dominicaner Thomas von Aquino. Die
meisten Scholastiker, besonders Albertus Magnus, sind auch in
den Naturwissenschaften bewandert. Die Scholastik hat
auch viel zur Hebung der Macht des Papstes beigetragen.
Geschichtsschreibung. Im griechischen Kaiserthum verfassen
viele Historiker in griechischer Sprache Werke über die Geschichte ihres
Landes (Byzantiner). Im Abendlande werden anfangs alle Geschichts-
werke (oft nur dürre Chroniken) in lateinischer Sprache geschrieben
(Dithmar von Merseburg, Lambert von Aschaffenburg). Die ersten
Geschichtswerke in der Landessprache sind von Franzosen (Joinville).
Die Geographie wird besonders durch den Vene-
tianer Marco Polo bereichert, welcher im 13. Jahrhundert
Ostasien bereist.
Große Mathematiker sind der englische Franciscaner Roger
Bacon (im 13. Jahrh., zugleich Physiker, Chemiker, Philologe n. Phi-
losoph) n. der Deutsche Johann Müller Regiomontanns (im 15. Iahrh.).
Kurz vor und nach der Eroberung Konstantinopels
durch die Türken (1453) wird durch ausgewanderte Grie-
chen im Abendlande das Studium der altgriechischen Sprache
wieder ins Leben gerufen, vorzüglich in Italien (Florenz).
In Deutschland zeichnen sich Agricöla u. Reuchlin durch
Gelehrsamkeit in den alten Sprachen aus.