Full text: Für die oberen Klassen der Realschulen und höheren Bürgerschulen (Cursus 2)

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von Jünglingen und Männern an Gelehrte entstehen, wie 
Paris (besonders für Theologie), Bologna (für Jurispru¬ 
denz), Salerno (für Medizin), theils eigens gestiftet wer- 
den, wie Neapel (durch Friedrich II.), Prag (durch Karl IV., 
1348). Bon Prag aus wird zur Zeit von Johann Huß 
Leipzig gestiftet; s. S. III), schon vor Leipzig bestehen 
Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt. 
Eine dem Mittelalter eigenthümliche Gelehrsamkeit ist 
die Scholastik (Schullehre, Schulphilosophie), eigentlich 
eine Einzwänguug der christlichen Dogmen in Verstandes- 
formeln. Das Denken und Lehren nach Verstandesformeln 
bleibt auch ihr Charakter, als sie später mehr oder weniger 
die Theologie verlassen und sich bloß der Philosophie zu- 
gewendet hat. Sie gründet sich hauptsächlich auf Aristote- 
les. Die namhaftesten Scholastiker sind Peter Abälard in 
Paris, der deutsche Dominicaner Albertus Magnus u, der 
neapolitanische Dominicaner Thomas von Aquino. Die 
meisten Scholastiker, besonders Albertus Magnus, sind auch in 
den Naturwissenschaften bewandert. Die Scholastik hat 
auch viel zur Hebung der Macht des Papstes beigetragen. 
Geschichtsschreibung. Im griechischen Kaiserthum verfassen 
viele Historiker in griechischer Sprache Werke über die Geschichte ihres 
Landes (Byzantiner). Im Abendlande werden anfangs alle Geschichts- 
werke (oft nur dürre Chroniken) in lateinischer Sprache geschrieben 
(Dithmar von Merseburg, Lambert von Aschaffenburg). Die ersten 
Geschichtswerke in der Landessprache sind von Franzosen (Joinville). 
Die Geographie wird besonders durch den Vene- 
tianer Marco Polo bereichert, welcher im 13. Jahrhundert 
Ostasien bereist. 
Große Mathematiker sind der englische Franciscaner Roger 
Bacon (im 13. Jahrh., zugleich Physiker, Chemiker, Philologe n. Phi- 
losoph) n. der Deutsche Johann Müller Regiomontanns (im 15. Iahrh.). 
Kurz vor und nach der Eroberung Konstantinopels 
durch die Türken (1453) wird durch ausgewanderte Grie- 
chen im Abendlande das Studium der altgriechischen Sprache 
wieder ins Leben gerufen, vorzüglich in Italien (Florenz). 
In Deutschland zeichnen sich Agricöla u. Reuchlin durch 
Gelehrsamkeit in den alten Sprachen aus.
	        
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