100 Naturlehre.
fehlt, entwickelt sich Kohlenoxyd. Wenn es von der Plätterin eingeatmet wird,
ruft es Kopfschmerzen hervor. Es ist ein farb- und geruchloses, aber
sehr giftiges Gas.
E. Leuchtstoffe.
J. Der Schwefel.
1. Vorkommen. In vulkanischen Gegenden (Sizilien) findet sich der Schwefel
rein oder „gediegen“. Auf Island und in Aachen wird er durch das Wasser
der heißen Quellen als Mehlschwefel zutage gefördert. Im Harze, im Erz—
gebirge, in Schlesien und in Böhmen tritt er in Verbindung mit Metallen
auf. Der gelbglänzende Schwefelkies besteht aus Schwefel und Eisen. Im
grauen Bleiglanz ist Schwefel mit Blei verbunden. Zinkblende enthält
Schwefel und Zink. In geringer Menge ist Schwefel auch im Tier- und
Pflanzenkörper enthalten.
2. Gewinnung. Ist der Schwefel durch Erde verunreinigt, so wird er in
eisernen Kesseln geschmolzen. Während die Beimengungen sinken, kann der
flüssige Schwefel abgeschöpft werden. Füllt man ihn in Röhren, so erstarrt
er zu Stangenschwefel. Bringt man ihn in einer Retorte zum Sieden,
und leitet man die entstandenen Dämpfe in eine abgekühlte Vorlage, so schlagen
sie sich als Schwefelblüte oder Schwefelblumen nieder. Wenn man
Bindfäden in flüssigen Schwefel legt, so entstehen die Schwefelfäden.
3. Verwendung. a) Der leicht brennbare Schwefel ist ein vortrefflicher
Zündstoff. Mit Quecksilber bildet er den roten Zinnober, der als Farbstoff
Verwendung findet. (S. 116.)
b) Schwefel verbindet sich beim Verbrennen mit dem Sauerstoffe zu einem
stechend riechenden Gase, der schwefligen Säure. Bringt man eine rote Rose in
diese Luftart, so wird sie gebleicht. Deshalb entfernt man Obst- oder Rotwein⸗
flecke aus der Wäsche, indem man sie anfeuchtet und über brennenden Schwefel
hält. Der Korbmacher legt die angefeuchteten Stroh- und Korbgeflechte in eine
Tonne mit durchlöchertem Boden. Wenn er durch die Offnungen schweflige
Säure streichen läßt, nehmen die Körbe eine weiße Farbe an.
o) Von zwei mit Schimmel bedeckten Brotscheiben verschließt man die eine
in einem Gefäße, in dem Schwefel verbrannt wurde. Die andre legt man
an einen dunkeln, feuchten Ort. Nach kurzer Zeit ist sie vollständig verschimmelt,
die Pilze auf dem ersten Stücke sind abgestorben. Deshalb werden Weinfässer
und Konservenbüchsen vor der Füllung „geschwefelt“ und Krankenzimmer durch
brennenden Schwefel desinfiziert. Die giftige Säure soll die vorhandenen
Pilzkeime vernichten.
4) Man mengt einen Teil Schwefelblüte mit einem Teile Kohlenpulver
und fünf Teilen Kalisalpeter (S. 92). Bringt man eine glühende Kohle in
die Mischung, so verpufft sie. Aus denselben Stoffen wird das gewöhnliche
Schieß pulver zusammengesetzt. Bei der Erwärmung verbindet sich der Schwefel
mit dem Sauerstoffe der Luft zu schwefliger Säure. Die entzündete Kohle