Das fränkische Reich bis auf Karl den Großen. 141
schweifungen unter dem warmen Himmel Italiens rasch zusammen, und
Autharis' Nachfolger schloß einen Frieden, der die Franken keine Frucht
aus dem Feldzuge ziehen ließ, als daß sie in Baiern einen neuen Herzog
einsetzten. Guntram starb im Jahre 593, und da drei Jahre später
auch Childebert, der sein Erbe geworden, starb, trennten sich Austrasien und
Burgund wieder, indem von Childeberts Söhnen Theodebert II. Au¬
strasien und Theodorich II. Burgund durch das Loos erhielt. Die Un¬
mündigkeit der beiden Könige und der alte Haß gegen ihre Großmutter
Brunhilde bewog Fredegunde zu einem Versuche auf Austrasien, doch
ihr Tod im Jahre 597 gab den vereinigten Austrasiern und Burgun¬
dern das Uebergewicht über Chlotar II. Beide konnten einen Feldzug
gegen die in Aquitanien sich ausbreitenden Basken unternehmen und
erlangten von denselben einen Tribut, ohne jedoch eine förmliche Herr¬
schaft über dieselben begründen zu können. Bald endete die Einigkeit
der Austrasicr und der Burgunder. Brunhilde war von den Austrasiern
vertrieben worden und hatte sich in Burgund der Vormundschaft über
ihren Enkel bemächtigt, um selbst zu herrschen. Der im Jahre 012
ausgebrochene Krieg entschied sich in den Schlachten von Tullum und
Tolbiacum zu Gunsten der Burgunder, welche den Chlotar durch Ab¬
tretung eines Landstriches bewogen hatten, sich der Theilnahme zu ent¬
halten. Theodebert, der auf der Flucht jenseits des Rheines durch Ver-
rath der Seinen in die Hände der Verfolger fiel, wurde umgebracht,
und sein kleiner Sohn Merowäus an einem Felsen zerschmettert. Nun
war Theodorich und mit ihm Brunhilde im Besitze Burgunds und Au-
strasiens. Doch die Großen von Austrasien, Brunhilden wegen ihrer
Grausamkeit verabscheuend und von ihr für den eignen Einfluß fürch¬
tend, riefen Chlotar in's Land. An der Spitze dieser Bewegung standen
zwei Männer, deren Nachkommen für die Folge die Leiter des fränkischen
Reiches wurden, Pipin, nach einem Orte bei Tungern Pipin von Landen
genannt, und Arnulf, der bald nachher in den geistlichen Stand trat
und Bischof von Mettis wurde. Der Erfolg begünstigte sic, und da
auch Theodorich um diese Zeit, ohne rechtmäßige Nachkommenschaft zu
hiuterlassen, starb, und Bruuhildens Versuch, dem ältesten seiner unehe¬
lichen Söhne, Siegbert II., die Herrschaft zu sichern, mißlang, gewann
Chlotar im Jahre 613 durch Besiegung Brunhildens, die bei Orba am
östlichen Fuße des Juragebirges in seine Hände fiel und darauf von
einem wilden Pferde zu Tode geschleift wurde, die Herrschaft über das
gesammte fränkische Reich.
8. Die zweite Wiedervereinigung des Reiches ist ein Wendepunkt in
seinen Geschicken. Der Grimm, welcher die Könige gegen einander in den
Kampf getrieben hatte, legte sich. Die Verhältnisse, die seit der Zeit
der Eroberungen unbestimmt gewesen waren und dadurch innere Wirren