Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts. 225
dennoch nichts ausgerichtet worden war, hatte Gregor endlich im Jahre
1080 auf einem Concil zu Rom die Absetzung Heinrichs ausgesprochen
und Rudolf zum rechtmäßigen Könige erklärt. Heinrich versammelte
nun Bischöfe seiner Partei aus Deutschland in Mainz, dann aus Deutsch¬
land und Italien in Briren und ließ auf seltsame erdichtete Beschul¬
digungen Gregor für abgesetzt erklären und den längst schon gebannten
Erzbischof Guibert von Ravenna, einen Freund und Vertheidiger der
Simonisten, zum Papste wählen, der sich Clemens III. nannte und über
Rudolf und Welf den Bann aussprach. Run wandte sich Heinrich nach
Italien, während die noch nicht bezwungene Gegenpartei unter den
deutschen Fürsten zu Bamberg im Jahre 1081 den Grafen Hermann
von Luxemburg zum Könige wählte. In Italien hatte Gregor den
widerstrebenden Adel des römischen Gebietes durch die Hülfe der treu zu
ihm haltenden frommen und einsichtigen Mathilde gebändigt. Auch zu
den Normannen trat er, obgleich Robert Guiskard die Wiederholung
des Lehenseides verweigert hatte, doch endlich wieder in das alte lehens¬
herrliche Verhältniß, indem Robert nun auch für das inzwischen mit Aus¬
nahme der Stadt Benevent ganz eingenommene Herzogthum Benevent
und das eroberte Herzogthum Salerno den Lehenseid schwur. Die Stütze,
die er hier gewann, war eine sehr mächtige, da die Reste oströmischer und
longobardischer Herrschaft in die normannische aufgegangen waren. Ro¬
bert verhinderte das Auseinanderfallen seines Gebietes in einzelne Graf¬
schaften, und so bestand neben dem Herzogthume Apulien nur noch die
normannische Grafschaft Aversa, die sich durch päpstliche Belehnung um
das Herzogthum Capua vermehrt hatte. Die Eroberungen der Nor¬
mannen hatten nun im Norden ihre Grenze gefunden und richteten sich
nach Süden und Osten. Während Roberts Bruder Roger Sicilien den
Saracenen zu entreißen begann, unternahm Robert einen Feldzug in
das oströmische Reich. Dieser Feldzug entfernte ihn aus Italien zu
einer Zeit, wo Gregor seiner gegen Heinrich bedurft hätte. Zweimal,
im Jahre 1081 und im Jahre 1082, erschien Heinrich vor Rom, ohne
es nehmen zu können. Das dritte Mal gewann er einen Theil der
Stadt mit Hülfe der Spenden, zu welchen er das ihm von dem ost¬
römischen Kaiser zur Bekämpfung der Normannen gesandte Geld benutzte.
Gregor schloß sich in die Engelsbnrg ein und wollte nur dann auf
Unterhandlung sich einlassen, wenn Heinrich sein Unrecht bekenne und
sühne. Ein Concil sollte die Sache entscheiden. Aber Heinrich hinderte
alle nördlichen Bischöfe am Besuche desselben. Im Jahre 1084 kam er
noch einmal mit Guibert nach Rom, ließ seinen Gegenpapst durch eine
Versammlung von Bischöfen seiner Partei noch einmal wählen und
empfing von ihm die Kaiserkrone. Unterdessen hatte Robert die Fort¬
setzung des Krieges jenseits des Meeres seinem Sohne Boemund über-
Kiesel, Weltgeschichte. II. 15