Full text: Fünfzehn Jahrhunderte (Bd. 2, Abth. 1)

50 Das römische Reich unter den Imperatoren. 
der aus Italien unverrichteter Sache abziehen mußte und zu Carnuntum 
au Severus' Stelle den Licinius setzte, ohne ihm zum Besitze Italiens 
verhelfen zu können. Es waren jetzt, da auch Conftantiuus und Mari¬ 
minus den Augustustitel angenommen hatten, sechs Auguste, drei im 
Osten und drei im Westen. In Italien entzweite sich nach Abwendung 
der Gefahr Mareutius mit Marimianus und dieser floh nach Treviri 
zu Constantinus, der mit seiner Tochter Fausta vermählt war. Hier 
versuchte er im Jahre 310 zum dritten Mal eine Herrschaft zu erringen, 
erlag aber im Kampfe mit seinem Schwiegersöhne und wurde zu Mas- 
silia erdrosselt. Darauf starb im Jahre 311 Galerius an einer widrigen 
durch Ausschweifung herbeigeführten Krankheit und in die östliche Reichs¬ 
hälfte hatten sich Licinius und Mariminus zu theilen, wie die west¬ 
liche zwischen Constantinus und Mareutius getheilt war. Da Maren- 
tius, nach Unterdrückung eines in Afrika gegen ihn aufgestaudeuen 
Heerführers Alerander Absichten gegen Constantinus verrieth, kam 
dieser ihm mittelst eines raschen Zuges über die Westalpen, wahr¬ 
scheinlich über den Paß des Cenisius, im Jahre 312 zuvor, brachte, 
nachdem des Marentius tyrannisches Walten bereits Unzufriedenheit 
verbreitet hatte, durch Siege, die er im Gebiete der Tauriner und bei 
Verona über dessen Truppen und in der Nähe von Nom über ihn selbst 
erfocht, das Land in seine Gewalt und behauptete sich um so leichter, 
als sein Gegner auf der Flucht in die Tiber gestürzt war und er die 
Prätorianer, die dessen Hauptstütze gewesen waren, sogleich aufgelöst 
hatte. Nun war die westliche Reichshälfte in Constantinus' Gewalt. 
Da Constantinus und Licinius sich einander näherten und des ersteren 
Schwester Constantia im Jahre 313 au den letzteren vermählt wurde, 
glaubte sich Mariminus durch ihre Verbindung bedroht, begann einen 
Krieg gegen Licinius, ward in der Nähe von Heraklea geschlagen und 
endete, da Licinius ohne Widerstand vordrang, in Tarsus durch Gift 
sein Leben. Nun brach auch zwischen den beiden übrig gebliebenen 
Augusten ein Krieg aus. Constantinus, der nach der Zusammenkunft 
zu Mailand nach Gallien gezogen war und die verheerend vorgedrun¬ 
genen Franken über den Rhein getrieben und ihre Gefangenen im 
Amphitheater zu Treviri den wilden Thieren vorgeworfen hatte, besiegte 
den Nebenbuhler im Jahre 314 bei Cibalis in Pannonien und bei 
Adrianopel und beschränkte ihn dergestalt, daß ihm in Europa nur 
Thracien und Niedermösien blieben. Nach einem neunjährigen Frieden, 
der nur durch fränkische und gothische Einfälle gestört wurde, erneuerte 
sich der Krieg und die Herrschaft des gesammten Reiches kam in Con¬ 
stantinus' Hand. Noch einmal bei Adrianopel besiegt, geht Licinius im 
Jahre 323, während Constantius' Sohn Crispus seine Flotte ver¬ 
nichtet, über den Bosporus, erleidet von dein verfolgenden Gegner
	        
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