Full text: Geschichte des Orients und Griechenlands (Bd. 1, Abth. 1)

Der böotische und korinthische Krieg. 227 
anwenden gelernt und gelehrt. Je mehr die Bürgerheere durch Söldner ersetzt 
wurden, um so dringender machte sich wolseilere Bewaffnung und schnellere 
Herbeiführung der Entscheidung schon wegen der großen Kriegskosten fühlbar. 
In der Einführung leichterer Schutz- und Angrisfswaffen (Peltasten), in der 
taktischen Ausbildung des Fußvolks, in der Entwerfung und Ausführung ver- 
wickelter Manöver scheinen die Verdienste bestanden zu haben, welche den Namen 
des Jphikrates unsterblich machten])- Der erste Erfolg von größrer Bedeutuug, 
welcher errungen ward, war 390 die Vernichtung der lakedämonischen Mora, 
welche in Lechäon lag und sich unvorsichtig in die Nähe von Korinth gewagt hatte. 
Agesilaos, welcher kurz vorher Peiräon befetzt hatte, bemühte sich vergeblich die 
Niederlage gut zu machen: er mnste die Straße nach dem Norden frei werden 
sehn und kehrte, weil die Arkader sich rüsteten, mit dem Rest der geschlagnen 
Schaar nach Sparta heim-). Die Sparta treu ergebnen und durch stete Dienst- 
bereitheit auf Dankbarkeit Ansprüche besitzenden Achäer hatten Kalydon in 
Atolien in ihren Bund aufgenommen, wurden aber deshalb von den Akar- 
nanen mit athenischer und thebäischer Hülfe bekriegt. Der Beistand, welchen 
ihnen Agesilaos 389 leistete, glich einem Raubzug und führte zu keinem Resultat, 
zumal da er dem Versprechen entgegen nicht wiederholt ward. Ebenso hinterließ 
der Zug, welchen der König Agesipolis gegen Argos unternahm, keine blei- 
bende Wirkung 3). Wir vermögen die Ursache zu solch energieloser Kriegsführung 
nur in dem Mistraun zu finden, welches die Spartaner gegen ihre peloponnesifche 
Buudesgenoßen hegen musten. Aber auch auf Seiten der Verbündeten herfchte 
Zaghaftigkeit und Uneinigkeit, durch welche die Athener sogar zur Abberufung 
des Jphikrates genötigt wurden^). Die Entscheidung kam von andrer Seite. 
8. Die Herschaft zur See wieder zu erwerben besetzten die Spartaner 390 
Ägina, um von dort aus die athenische Seefahrt zu beunruhigen^), und sandten 
den im korinthischen Busen bewärten Flottenführer Teleutias nach Rhodos, 
wo jenem sich festzusetzen gelang ^). Gleichzeitig gewann aber auch Thrasybulos 
für Athen Chalkedou uud Byzantion, die Schlüßelpuukte zu den ihnen so wich- 
tigen Getreidemärkten des Pontos, und siegte auf Lesbos, ward aber in Aspendos 
getödet"). 389 siegte Jphikrates über die Spartaner beiAbydos^), aber von 
Ägina aus überfiel wahrscheinlich 388 Teleutias den Peiräeus"). Der 388 
ausgesandteNauarch Antalkidas (oben 6) reiste an den Hof des Perserkönigs 
und wenn auch fein Unterfeldherr von den Athenern in Abydos eingefchloßen 
ward*"), was er dort erreichte, machte dem Krieg ein schnelles Ende. Arta- 
rerres II. sah sein Reich immer mehr zerfallen. Außer Ägypten, welches seit 
411 im Unabhängigkeitskampf verharrte, führte Enagoras in Kypros, von den 
Athenern unterstützt, seit 408 einen meist glücklichen Krieg für die Selbständigkeit 
seiner Insel. Wie willkommen mnste es dem König sein, da Sparta ihm jetzt 
nicht allein die beanspruchten griechischen Städte und Länder, sondern auch die 
schiedsrichterliche Oberherlichkeit im Mutterland bot! Die Bedingungen des 
Friedens, welche Antalkidas als zu Sardes festgefetzt 387 verküudete, waren: 
1) Über Jphikrateö s. Rehdantz'ö eben so gelehrte wie scharfsinnige Schrift. Vgl. 
Köchly nnd Rüstow Kriegsw- 163—175. — 2) IV 5, 2—17. Das Gebiet der Korin- 
thier, welches sich nordwärts noch über den Jsthmos bis zum Geraneiagebirge erstreckte, 
hieß die Peräa. Auf der Westseite umfaßte es die.Halbinsel, welche die Bai von Lechäon 
von dem Alkyonischen Meerbusen trennt. In der Mitte dieses trefflichen Weidelands 
lag Peiräon. — Curt, Pel. II 552 und Griech. Gesch. III 183. — 3) IV 6 u. 7, 
2 — 7. Curtius Griech. Gesch. III 188—192. — 4) IV 8, 34. — 5) V 1, 1. — 
6) IV 8, 20—25. — 7) IV 8, 25—30. — 8) IV 8, 34—39. — 9) V 1, 13—24. — 
10) V 1, 6 u. 7. 
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