Q. Sertorius.
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Neu-Karthago und von da nach den Pitpusen. Aber auch von hier durch Q.
Annius verjagt^), hielt er sich unweit der Bätismündung auf, unschlüßig
wohin er gehn solle und fast schon mit dem Gedanken vertraut, auf den glück¬
lichen (carrarischen) Inseln sich eine neue Heimat zu gründen^). Aber die
Seeräuber, welche ihn schon bei seinen bisherigen Unternehmungen unterstützt
hatten, veranlaßten ihn, in den Thronstreitigkeilen Mauretaniens einenSchau-
platz neuer Thatigkeit zu suchen. Als er Tingis belagerte, griff ihn der von
Sulla gesandte Pacciäcus^) an, er schlug ihn aber gänzlich. Der Ruf von
seinen tapfern und glücklichenThaten, sowie von seiner Gerechtigkeit undMilde
bewog die Lu sitaner, welche noch immer Roms Oberhoheit abzuschütteln
gedachten, ihn zu ihrem Feldherrn zu berufen. Sertorius folgte dem Ruf,
ließ eine kleine Besatzung in Mauretanien zurück, erzwang sich durch die Flotte
des Sullaners Cotta die Fahrt durch die Meerenge von Gades und landete
mit 2600 M. in Lusitanien^).
4. Schnell vermehrte sich seine kleine Macht durch geflüchtete Marianer
und er verstand es den Lnsitanern beßere Disciplin und Bewaffnung zu geben
und den Aufstand weiter zu verbreiten. Seine Kriegsführung war der Natur
des Landes entsprechend; immer war er zu fürchten und doch nie zu erreichen;
kühn und verwegen beim plötzlichen Angriff, wußte er bei eiliger Entfernung
dem Feinde alle Mittel der Verfolgung und des Bestehns abzuschneiden* 5 *).
Bald verbreiteten sich durch die ganze Provinz die beunruhigendsten Gerüchte
über die Gefährlichkeit des Feindes H. Der Statthalter des jenseitigen Landes,
L. Fufidius erlitt am Bätis eine solche Niederlage7), daß er seinen Eollc-
gen aus der jenseitigen Provinz M. Domitius Calv inus eiligst um Hülse
bat^), Sulla aber ihm einen seiner erprobtesten Feldherrn, den Procos. Q. Cä-
cilius Metellus Pius, 79 zum Nachfolger sandte. Allein Domitius ward
von Sertorius Unterfeldherrn L. Hirtuleius geschlagen und getövet und
der zu Hülfe herbeigeeilte Statthalter Galliens L. Mallius erlitt durch den¬
selben eine solche Niederlage, daß er sich kaum nach Jlerda Wersen und den
Rückzug in seine Provinz gewinnen konnte^). Metellus drang zwar in der
jenseitigen Provinz nach dem Tagus vor, allein Sertorius nötigte ihn zur
Aufhebung der Belagerung von Longobriga (auch Lacobriga) und schlug auf
dem Rückzuge den Legaten Thorius^).
5. Es war für Sertorius ein zweifelhafter Gewinn, daß M. Perp en na
die Reste vom Heere des Lepidus (ob. 2) nach Hispanien führte, da derselbe
eine selbständige Stellung beanspruchte, aber für die Regierung in Rom ward
um so dringender die Notwendigkeit ein neues Heer und einen zweiten Feld¬
herrn nach dem so schwer bedrohten Lande zu senden. Jedoch von den Coss.
bezeigte keiner Lust und man hatte keinen andern, dem man hätte Vertraun
schenken können, außer Gn. Po mp eins, der dadurch daß er gegen die aus¬
drückliche Anordnung des Senats sein Heer nicht eittlaßen hatte, unzweideu¬
tig das Verlangen nach dem Kommaitdo in Hispanien zu erkennen gegeben
hatte. Allerdings fiel vollends eine Stütze der Sullanischen Verfaßung hin¬
weg, wenn man ihn, der noch kein Amt bekleidet hatte, zum zweitenmal mit
1) klut. 8ertor. 7. — 2) Plut. Sert. 8. Sali. fr. I 61. — 3) Momms. III 18.
Plut. Sert. 9 steht llciHmcivoq. — 4) Plut. Sert. 10 sq. Sali. fr. I 65 u. 66. —
5) Plut. Sert. 13. — 6) Sali. fr. I 67. — 7) Sali. I 68. Plut. Sert. 12. — 8) Sali,
fr. I 69 mit meiner Bem. — 9) Plut. Sert. 12. Sali. fr. I 72 (Drum. IV 357. Momins.
III 18). Caes. b. g. III 20 erwähnt die Niederlage, welche der Legat L. Valerius
Präconinus und der Proconsul selbst auf dem Rückzug durch die Aquitauier erlitten.
Oros. V 23. — 10) Plut. Sert, 13.