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Der Geheimbund der drei Machthaber.
setze aufrecht zu halten. Die nächste Reaction war Ciceros Zurückberu¬
fung. Vergeblich waren die Versuche sie schon 58 zu bewirken, aber bereits
am 1. Jan. 57 beantragre im Senat der Cos. P. Co r n el ius L en tul u s Sp in -
ther ein dahin zielendes Gesetz. Die Nobilitat wünschte offenbar, dadurch ihr
Ansehn wiederherzustellen, daß sie den wirksamsten Vertreter des Conservati-
vismus dem Staate zurückgäbe, und alle nach Ruhe und dem Ende der die
Straßen Roms zu einem beständigen Schlachtfeld machenden und die Sicher¬
heit Aller vernichtenden Unruhen sich sehnende Bürger stimmten ihr bei. Die
Tresvirn und namentlich Gn. Pompeius, hatten nichts dagegen einzuwenden,
da sie auf seine Gefügigkeit fortan rechneten. Mehrere Tribüne (P. Sestius,
G. Messius, O-. Fabricius) bewiesen Eifer für die Sache, und dennoch wüste
Clodius die Einbringung des Gesetzes an das Volk zu hindern. Erst als der Tri¬
bun T. Annius Milo ihn mit seinen eignen Waffen bediente, seine Fechter
durch eine eigne Bande aus dem Felde schlug, gieng am 4. Serril die Rogation
durchs). Ciceros Stellung nach seiner Rückkehr war eine ungemein schwierige.
Wollte er im Staate wirken, so durfte er die Dreimänner nicht verletzen, wozu
ihn das in ihm nicht zu verkennende lebendige Dankbarkeitsgefühl und das Be¬
dürfnis mächtigen Schutzes gegen die von Catilinas Verschwörung her ihn
haßenden Frevellustigeu trieb, und doch wurde von ihm der Kampfffür die Re¬
publik gegen die Alleinherschaft erwartet und von seiner eignen Überzeugung
gefordert. Wir werden dies wol ins Auge faßen müßen, um nicht ungerecht
über ihn zu urteilen.
4. In der peinlichsten Lage befand sich G n. Pompeius. Wärend Cäsar
in Gallien durch glänzende Siege die Bewundrung Aller erwarb, durch die
dort gewonnenen Schätze die einflußreichsten Verbindungen in Rom anknüpfte
und das Volk durch Prachtbauten, die er ausführen ließ, beschäftigte und
erfreute, sah er sich durch seinen Kampf mit P. Clodius des Ansehns beraubt
und statt der Rolle eines ruhmgckrönten Feldherrn auf die Leitung von Stra-
ßeukämpfen angewiesen. Die Selbsttäuschung, mit der er glaubte in Rom sich
alles gefügig machen zu können, rächte sich bitter. Zwar in einer Hinsicht
fand er williges Entgegenkommen. Eine Theurung, welche die verschiednen
Parteien in ihrem Sinne auszudeuten und auszubeuten suchten^), verschaffte
ihm einen öffentlichen Auftrag. Die Coss. (der oben genannte Lentulus und
Q. Metellus Nepos) beantragten: Pompeius auf 5 Jahre nrit proconsularischer
Mackit mit der Verwaltung der Getraidezufuhr zu beauftragen; der Tribun G.
Messius wollte dazu die Verfügung über den Staatsschatz, eine Flotte und
ein Heer und den Oberbefehl über die Provinzen hinzufügen. Lag das letztere
auch gewis in Pompeius Wünschen, so hielten ihn doch die Rücksicht auf Cä¬
sar und eine andere sich eröffnende Aussicht zurück, und er erklärte sich für den
ersten Antrag, den Cicero amTage nach seinerRückkehr (5—9. Sept.) im Senat
empfahl und der unter Beseitigung von Messius Rogation vom Volk angenom¬
men ward^). Eine wirkliche Macht verlieh dieser Auftrag nicht. Nun war der
1) S. Cic. de dom. 27, 70 f. p. red. in sen. 2, 4 s. 8, 21. in Pis. 13, 29 f.
pr. Sest. 32, 69 f. ad Att. III 20, 3. 23, 3. IV 1. Dio. XXXIX 7-11. App. 546.
Pint. Cic. 33. Dic Ehrenbezeugungen bei seinem Empfang beweisen, was oben von
dem Wunsche der friedlichen Bürger gesagt ist. — 21 Man ist nicht berechtigt, die
Theurung als eine von Pompeius künstlich erzeugte zu betrachten. Vgl. Momms.
111 297. — 3) Cic. ad Att. IV I, 6 u. 7. de domo von 3, 6 an. Dio XXXIX 9.
Pint. Pomp. 49. App. p. 548, 3, freilich an ganz falscher Stelle. Man vergehe auch
hier nicht, daß Eicero, indem er dem Pompeius sich dienstfertig zeigte, dennoch
zugleich eine zur Erhaltung des Volks heilsame Maßregel förderte.