Der zweite Bürgerkrieg.
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zurück: Pompeius solle in seine Provinzen gehn, die Heere entlaßen, die Co-
nlitien und die Entscheidung der Fragen unbeeinflußt dem Senat und Volk
anheimgestellt werden. Außerdem begehrte er persönliche Unterredung mit
Pompeius. Die Antwort war unbefriedigend; denn die Unterredung ward
nicht gewahrt und wenn sich auch Pompeius zum Abgang in seine Provinzen
erbot, so wurde die Rückkehr Casars in die seinige gefordert und dagegen die
Fortsetzung der Rüstungen gegen ihn festgehalten'). Casar entsandte M. An¬
tonius auf der Straße nach der Hauptstadt gegen Arretium, er selbst hob in
Ariminum Truppen aus und besetzte Pisaurum, Fanum und Ancona. Jguvium
und Aurimum musten von Pompeius Befehlshabern und Truppen geräumt
werden, da die Einwohner Casar zufielen^). Dasselbe erfolgte in ganz Pice-
num und außer den Verstärkungen, welche er durch Aushebungen und Über¬
tritte erhalten, stieß auch seine 12. Legion zu ihm^). Er kümmerte sich nicht
um das verteidigungslose Rom, in dem seine Anhänger thatig waren, es galt
ihm die Rüstungen in ganz Italien zu zersprengen^). In Corfinium hatte L.
Domitius Ahenobarbus einen beträchtlichen Heerhaufen vereinigt, allein die
fünf von ihm-an den Fl. Aternus entsandten Cohorten wurden von Cäsar ge¬
schlagen und da jenes Truppen sich durch die Ankunft der 8. Legion und Zulauf
mehrten und Sulmo sich ergab, Pompeius aber von Luceria keine Hülfe sandte
— sein Plan nach Griechenland zu gehn war bereits gefaßt —, vielmehr ihn
aufforderte zu ihm zu stoßen, ward, als seine Absicht zu ftiehn ruchbar wurde,
von den Truppen die Stadt übergeben (20. Febr.)"). Pompeius gieng von
Luceria nach Brundusium, wo er 50 Cohorten vereinigte"). Da die Schiffe für
das gesamte Heer nicht ausreichten, so sandte er die Consuln mit der größern Hälfte
nach Dyrrhachium voraus7), er selbst wartete die Rückkehr der Flotte ab, als
Cäsar vor der Stadt erschien und nun vor allem den Hafen zu sperren ver¬
suchte. Doch dies gelang nicht und Pompeius gelangte glücklich mit allen seinen
Mannschaften über das Meer 8).
2. Cäsar begab sich nach Rom. Durch die strenge Mannszucht, die er
gehalten, durch die hochherzige Milde, welche er den in seine Gewalt ge-
fallnen bewiesen, durch die Vermeidung aller Geldforderungen hatte er die
Befürchtungen, welche seine Gegner über ihn ausgesprengt, glänzend wider¬
legt; das Volk ehrte und achtete ihn mit hingebender Bewunderung, aber die
Arisiokratenpartei blieb ihm ebensowol aus eignen: Widerstreben gegen jede
Alleinherschaft, wie aus Furcht vor den Drohungen der nach Griechenland
gefluchteten, für die noch immer große Aussichten auf den Sieg vorhanden
waren, abgeneigt"). Als die Tribüne M. Antonius und G. Cassius
am 1. April den Senat berufen hatten'"), fand er für sein Ansuchen ihn zur
Fortsetzung des Kriegs zu bevollmächtigen und ihm die.Dictatur zu übertragen,
nicht die geringste Geneigtheit. Sein Vorschlag, Friedensvorschlage an Pom¬
peius zu vermitteln, ward zwar gut geheißen, aber niemand fand sich bereit, die
Abordnung zu übernehmen. Der Tribun L. Metellus gab sich zum Werkzeug
1) Caes. b. c. I 8 — 11, 3. — 2) b. c. I 11, 4—13, 5. — 3) b. c. 15. —
4) Dio XLI 10. - 5) b. c. I 15, 6 — 23, 4. Cic. ad Alt. VIII 12 B. C. D. —
6) Blut. Pomp. 62. Momms. III 369. Noch einmal machte ihm Cäsar durch den
gefangnenN.Magius den Vorschlag einer persönlichen Zusammenkunft, b. c. I 24, 4—6.
— 7) Caes. b. c. I 25, 2. Cic. ad Att. IX 9, 2. Dio XLI 12. Die Voranssen-
dung der Coss. benützte überdies Pompeius selbst, um die von Cäsar von neuem ge¬
suchten Unterhandlungen für unmöglich zu erklären, b. e. I 26, 5. — 8) Caes.
b. c. I 25—29. — 9) Vergl. die treffliche, aus Ciceros Briefen geschöpfte Darstellung
bei Momms. III 370—373. — 10) Cic. ad Att. IX 15 u. 17.