Full text: Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker (Bd. 1, Abth. 2)

Roms Schicksale durch die Tresvirn. 
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zufallen sollte, aber M. Antonius feindlich entgegenstand. Der Rat Ci¬ 
ceros, Brutus und Cassius sollten sofort den Senat berufen, um den ersten 
Eindruck nicht verrauchen zu laßen, ward verworfen; den Antrag mit Antonius 
und Lepidus zu unterhandeln lehnte er ab. Man kam zu keinem andern Be¬ 
schluß, als das Volk durch Sendlinge und Bestechungen zu bearbeiten. Als 
nun aber am folgenden Tag Brutus und Cassius auf dem Markte zum Volk 
sprachen, regte sich, obgleich der ganz charakterlose Prätor L. Cornelius 
Cinna, Casars Verwandter, und Dolabella sie unterstützten, doch keine 
andre bedeutsame Stimme, als der Wunsch nach Frieden und Eintracht. Die 
Mörder zogen sich wieder aus das Capitol zurück und begannen nun mit An¬ 
tonius und Lepidus auf Herstellung eines.Friedens zu unterhandeln*). 
2. M. Antonilcs, von einem Verschwornen außerhalb der Curie fest¬ 
gehalten, war, als er den Mord erfuhr, in sein Haus geflohn und hatte An¬ 
stalten zu seiner Sicherheit getroffen; denn er fürchtete nichts geringeres, als 
daß er zunächst ausgesucht und ermordet werden würde. Als er aber dessen 
gewis wurde, wie wenig Anklang bei Senat und Volk die von wenigen unter¬ 
nommene und schlecht vorbereitete That finde, begann er mit raschem Entschluß 
und energischer Klugheit die Maßregeln zu nehmen, die ihn an des gemor¬ 
deten Alleinherschers Stelle bringen sollten. Es gelang ihm nicht allein den 
Privatnachlaß Casars, seine Kasse (25 Mill. Denare) und seine Papiere, in 
seine Hände zu bringen, sondern auch des Staatsschatzes (angebl. 700 Mill. 
Sestertien) sich zu bemächtigen^). Daß er von diesen Mitteln Gebrauch machte, 
um das Volk und die den Verschwornen sich zuneigenden Männer zu gewinnen, 
was ihm bei Dolabella glückte, kann nicht bezweifelt werden. Die militärische 
Besetzung der Stadt wurde am Abend des 16. März im Einverständnis mit 
Lepidus vollzogen ^), indes zeichnete gerade das Verhältnis zu diesem, der im 
Besitz des Heers sich noch vielmehr versucht fühlte nach Cäsars Stelle die 
Hände auszustrecken, dem Cos. den Weg vor, daß er mit den Mördern 
vorläufig Eintracht suchte, um nicht einen entscheidenden Kampf herbeizu¬ 
führen, bei welchem jenem das Übergewicht zufallen muste*). Am Morgen 
des 17. MärzH ward von ihm der Senat nach dem Tempel derTellus berufen. 
Dolabella nahm, ungehindert von M. Antonius und also in Einverständnis mit 
ihm, den Sitz des Cos. ein. Die beängstende Rücksicht auf Cäsars Ve¬ 
teranen, die den Prätor L. Cinna bei seinem Erscheinen mit Steinwürfen 
empfangen und ihn in seinerZusiuchtsstätte hatten verbrennen wollen, und das 
eigne Interesse aller derer, welche mit Cäsars Verwerfung sich selbst beraubten 
und verwarfen, machten es dem schlauen Antonius möglich, selbst durch Ci¬ 
cero 0) empfohlne Beschlüße zu erreichen, welche den Bürgerkrieg zu beseitigen 
schienen, aber gerade die Mittel zur Vernichtung der Republikaner in sich ent¬ 
hielten: Amnestie wurde denMördern Casars gewährt, jedoch um der Eintracht 
willen auch dessen Einrichtungen und Verordnungen für gültig bestehend, na¬ 
mentlich aber die den Veteranen von ihm zugetheilten Äcker für uneutreißbar 
erklärt, außerdem aber die Bekanntmachung von Cäsars Testament und eine 
1) A/pp. 023, 26 — 627, 17. ■— 2) Ungewis ist, ob Cäsars Gattin Calpnr- 
uia, des Consuls Haus für sichrer als das eigne haltend, jenen Nachlaß bei ihm 
freiwillig niederlegte, oder Antonius sie dazu beredete, vielleicht auch zwang. Das 
letztere ist wahrscheinlicher. Vgl. App. 628, 22, Dio XL1V 24. Flut. Am. 15 u. 16. 
Die. Phil. 1 7, 17. II 37, 93. — 3) App. 628. — 4) Dio XLIV 34 n. 53. — 
5) Ovid. Fast. III 713. Cie. Phil. II 35, 89. ad Att. XIV 10 u. 14, 2. Es 
war das Fest der Liberalien, an welchem Tage Casar in: vorigen I. bei Munda 
gesiegt hatte. — 6) Cie. Phil. I 1. 
Dietsch, Lehrbuchd.Geschichte. I.Bd. 2.Abth. 2.Aufl. 
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