Roms Schicksale durch die Tresvirn.
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zur Auferlegung schwerer Abgaben genötigt gesehn. Dazu trat jetzt die Hun¬
gersnot mit allen ihren Schrecknissen. Schon regten sich Aufstande in Rom
und selbst die Truppen schrieen laut nach dem Frieden. Konnten die Gewalt¬
haber dem gewaltsam entgegentreten? Sie schloßen an der Küste beim Vor-
gebirg Misenum 39 einen Friedensvertrag mit S. Pompeius, wodurch dieser
die Würde eines Consul und Augur und 17V2 Million Denare als Entschä¬
digung für seine väterlichen Güter und außerdem die Provinzen Sicilien,
Sardinien, Korsika und Achaia für die Zeit, so lange Octavianus und Antonius
ihre Provinzen inne haben würden, erhielt, dagegen aber die Abführung seiner
Besatzungen aus Italiens Seeplätzen, die Reduktion seiner Flotte und die Lie¬
ferung des nötigen Getraides versprach. Den Flüchtlingen ward mit Aus¬
nahme von Cäsars Mördern die Rückkehr und die Zurückgabe ihres Ver¬
mögens, den Proscribierten wenigstens der vierte Theil desselben zugesichert l).
7. Zu der Ordnung der Verhältnisse, welche die beiden Tresviri in Rom
Vornahmen, gehörte die Vorausbestimmung der Coss. bis zum I. 3i2). Wärend
sich dann M. Antonius nach'Athen begab, um den Krieg gegen die Parther zu
betreiben, gieng Octavianus nach Gallien, weil diese Provinz noch vielfach
der Ordnung ihrer Verhältnisse, der Unterwerfung feindseliger Stämme und
der Sicherstellung des Ganzen bedurfte. Sein Legat, der Prätor M. Vipsa-
nius Agrippa, besiegte denn auch im I. 38 die Aguitanier, und siedelte
zur bessern Verteidigung der Ostgrenze die längst mit den Römern befreundeten,
von den Sueben gedrängten germanischen Ub ier auf dem linken Rh ein¬
ufer cttt3). Der Friede mit S. Pompeius konnte keinen Bestand haben,
da er den Machthabern vom Volke aufgezwungen war und jener daher seinen
Fortbestand immer bedroht wüste. Die erste Beranlaßung zur Erneuerung
der Feindseligkeiten gab ihm die Weigerung von Antonius ihm das versprochene
Achaia einzuräumen. Dadurch fühlte sich Octavianus berechtigt, als ihm der
obengenannte Monodoros, ein in Untreue und Verräterei Ehre und Vortheil
suchender Mensch, die Ueberlieferung von Sardinien und Korsika anbot,
diese anzunehmen und zum Kriege zu rüsten (der sic ilisch e Krie g). Der
Aufforderung an seine beiden Kollegen ihm Beistand zu leisten, wollte zwar
Antonius entsprechen, gieng aber, da er in Brundusium ihn nicht anwesend
fand und der Partherkrieg seine Anwesenheit erheischte, nach dem Orient. Zwei
Flotten waren gegen Sicilien gerüstet. Die aus dem tuscischen Meer unter
G. Calvisius Sabinus lieferte gegen die pompeianischen Schiffe unter Mene-
krates eine Seeschlacht bei Cumä, welche, obgleich O. mehr Schiffe verloren
hatte, doch S. Pompeius veranlagte jenen Platz aufzugeben und sich nach der
Meerenge zurück zu ziehn. Die andere Flotte, unter Octavian selbst auf dem
ionischen Meere gerüstet, stritt am scylläischen Vorgebirge ebenfalls mit un¬
günstigem Erfolg, doch gelang es der andern sich mit ihr zu vereinigen. Hier
aber überfiel sie ein gewaltiger Sturm und vernichtete einen großen Theil der
Schiffe. Octavianus begnügte sich nach diesen schlechten Erfolgen das Festland
1) App. 863—868. Dio XLVIII 30 — 38 (bei ihm heißt der Sardinien erobernde
FeldherrMenas). Plut. Ant. 32. Liv. ep. CXXVII. Veil. II 77. Drum. I 424—431.
— 2) Weder über dieZeit der Anordnung noch über den Zeitraum, für den sie getroffen
ward, sind App. 868 sq. u. Dio XLVIII 35 in Einklang. Wahrscheinlicher, als Dru-
manns Annahme I 433 f. daß über die nächsten 4 Jahre nichts, dagegen für die dann
folgenden 4 die Coss. bestimmt worden seien, erscheint mir, daß über die nächsten vier
Jahre nur ältere Bestimmungen bestätigt, über die darauffolgenden neue getroffen
worden seien. Übrigens tratest bei den Wahlen zu den Ämtern und in den -Lenat
durch die Einmischungen der Alleinherscher vielfache Wirren ein, Dio XLVIII 52 f.
— 3) App 881, 18. Dio XLVIII 49. 8trab. p. 265, 3. Tac. ab exc. XII 27.