Full text: Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen (Bd. 2, Abth. 1)

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Commodus 180—192. -— Pertinax 193. 
Geschäft. Die Kunst des Bogenschießens und Speerwerfens, in der er es zur 
größten Geschicklichkeit gebracht hatte, zeigte er zuerst im engern Kreise, dann 
durch die Schmeichelei bethört öffentlich. Aus den fernsten Gegenden des 
Reichs wurden nun die seltensten und wildesten Thiere herbeigeschafft, damit 
der kaiserliche Wüstling sie von sichrer Höhe herab töden könne. Bald trat 
er auch als Gladiator (als 86eutor gegen den Netzkämpfer) auf, und weil 
die Schmeichler ihn mit Hercules verglichen, nahm er des griechischen Heros 
Kleidung und Insignien an. Für seine Leistungen ließ er fick sogar teuer 
bezahlen, die Kosten der verschwenderischen Spiele aber wurden durch Hin¬ 
richtungen und Güterconsiscationen mühsam gedeckt. Entsetzlich lastete die 
Tyrannei auf den Nacken, aber in einer Form, daß man nicht wüste, solle 
man zittern oder lachen H. Endlich schlug ihm seine Stunde. An den Kalen¬ 
den des Januar 193 wollte er als Gladiator von der Fechterschule aus zur 
Arena ziehn. Marcia, der Gardepräfect Latus, sein Kämmerer Eklektus machen 
ihm vergeblich Gegenvorstellungen. Er schreibt ihre Namen aus ein Täfelchen, 
damit er ihre Hinrichtung nicht vergesse. Von einem Knaben, den er immer 
um sich hatte, entnimmt es Marcia. Die Gefahr bringt schnell die Verschwö¬ 
rung zuwege. In der Nacht vor den Kalenden wird ihm Gift beigebracht 
und als dies nicht wirkt, erwürgt ihn ein starker Jüngling. 
pertimr2) 193. 
3. Die Verschwornen trafen Anstalten Commodus Tod zu verheim¬ 
lichen, bis nach der Beerdigung das auszustreuende Gerücht, er fei an einem 
Schlagfluß gestorben, nicht unmittelbar widerlegt werden könne, und trugen 
Sorge den Kaiserthron sofort mit einem würdigen Mann zu besetzen. Sie 
richteten ihr Augenmerk auf P. Helvius Pertinax, der von armen Altern 
im ligurischen Alba Pompeia geboren, sich unter M. Aurelius in Kriegs- und 
Staatsämtern ausgezeichnet hatte und, wahrscheinlich weil er arm geblieben, 
der Tyrannei des Sohnes entgangen war. Der schon betagte Mann entschloß 
sich die Krone anzunehmen und Volk und Senat huldigten ihm mit solcher 
Begeisterung, daß selbst die Prätorianer, denen er übrigens ein Donativ von 
3000 Drachmen auf den Manu versprach, nichts dagegen wagten. Indem er 
den Titel Augusta für seine Gattin, weil sie liederlich war, den Cäsar für 
seinen Sohn, damit er nicht durch Stolz verdorben werde, zurückwies, gab 
er zu erkennen, welche Grundsätze ihn leiteten. Den ganz entleerten Schatz 
zu füllen, veräußerte er Commodus Erbe und erließ dennoch bedeutende rück¬ 
ständige Forderungen des Fiscus. Anerkennenswert war sein Vorhaben wüst 
liegende Ländereien zum Anbau zu vergeben, gerecht und mild sein Verfahren 
im Gericht, nur gegen die Delatoren streng; ernst wehrte er der Soldaten 
Zügellosigkeit. Nur in dem einen fehlte er, daß er die Zeitgenossen nicht für 
so verderbt hielt, als sie waren. Die Prätorianer grollten und Lätus, welcher 
sich nicht genug belohnt glaubte, schürte. Die Absicht den Cos. Faleo auf den 
Thron zu erheben machte Pertinax durch offnes Verfahren und Verzeihn zu 
nichte, aber am 28. März drang ein Haufe in den Palast. Pertinax verweigerte 
Flucht und hoffte die Empörer durch sein Wort zu entwaffnen. Es schien zu ge¬ 
lingen, bis ein Deutscher nach ihm mit dem Schwerte stieß und nun die andern ihn 
und den in ehrenwertester Treue für ihn sich aufopfernden Eklektos niederstießen. 
1) Siehe die von vio c. 21 erzählte Geschichte. 2) Dio LXX1II 1 — 10. 
Herod. II 1—5. Capitol, vita Perliu.
	        
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