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durch persischen Verrat ihrer Führer beraubt, wagten unter Xenophorr
den gefährlichen Marsch durch das unwegsame Armenien und gelangten
glücklich an das Schwarze Meer. Diesen Feldzug hat Xenophon
selbst in der Anäbasis erzählt.
Da der Perserkönig Anstalt machte, die jonischen Städte zurückzu-
erobern, so unternahm der spartanische König Agesiläos mit einem stattlichen
Heer einen Feldzug nach Asien; doch gelang es den Persern leicht, Korinth,
Argos, Theben und auch Athen sür eine Erhebung gegen die Spartaner zu
gewinnen, welche damals in hochfahrendster Weise die Herren von Griechen¬
land spielten, und so von sich die drohende Gefahr abzulenken. Es kam
394 zum korinthischen Krieg. Lysander hatte in einer Schlacht gegen die
Thebaner Sieg und Leben verloren; Agesiläos wurde heimgerufen und
lieferte den Verbündeten bei Koronea eine siegreiche Schlacht. Aber schon
vorher war die spartanische Flotte bei Knidos von der persischen See-
macht unter Führung des Atheners Konon geschlagen und damit die Herr-
schaft Spartas zur See gebrochen worden. Nach langen Kämpfen kam
endlich durch einen spartanischen Unterhändler ein schmachvoller Friede
zu stände, in welchem der Perserkönig bestimmte, daß alle griechischen
Bündnisse aufgelöst werden sollten, und die Spartaner die kleinasiatischen
Städte den Persern auslieferren.
3. Thebens Gröhe. Mitten im Frieden bemächtigte sich ein
spartanischer Truppenführer der Burg von Theben und setzte eine Gewalt¬
herrschaft des spartanisch gesinnten Adels ein. Die geflüchteten Demokraten,
unter ihnen Pelüpidas, fanden in Athen Zuflucht und trafen geheime
Verabredung zur Befreiung Thebens. Der Anschlag gelang; die Folge
aber war ein langdauernder Krieg der Spartaner gegen Theben, welches
unter der Leitung der zwei großen Männer Pelopidas und Epaminondas
371 auf einmal zur ersten Macht Griechenlands sich erhob. Bei Leuktra brachte
Epaminondas, indem er den weit überlegenen Feinden gegenüber die „schiefe
Schlachtordnung" anwandte, den Spartanern eine schwere Niederlage bei.
Dann machte er mehrere Eroberungszüge in den Peloponnes und rief den
Staat der Messenier wieder ins Leben. Sparta selbst sah den Feind in
362 seiner Nähe. Noch einmal wurden die Spartaner bei Mantinea besiegt,
aber der Sieger Epaminondas siel und mit ihm war Thebens Größe dahin.
4. Ende der griechischen Freiheit. In Griechenland trat
jetzt ein Zustand allgemeiner Erschlaffung ein, wie er für bie ehrgeizigen
359 Absichten bes Königs Philipp von Macedonien nicht günstiger sein konnte.