Otto I der Große 636 — 973.
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sein Herz — auf der Jagd bei SuveldunH waxf er sich, ehe der Tag
gekommen, dem Vater zu Füßen: der nahm ihn mit Thränen wieder ans Herz.
In Arnstadt unterwarfen sich Liudolf und Konrad öffentlich und erhielten
ihre Eigengüter zurück. Erzbischof Friedrich starb am 24. Oet. Erst im
folgenden Jahr fiel das trotz einer Feuersbrunst in Aufstand gebliebne Regens¬
burg. Heinrich warf die Empörer bei Mühldorf an dem Inn nieder und ließ
den vorher in seine Gewalt gefallnen Erzb. Herold von Salzburg
blenden. Auch Aauileia eroberte er, aber wegen der von ihm verfügten Ver¬
stümmlung des dortigen Patriarchen peinigte ihn Gewissensqual, als er,
wärend Deutschland in der höchsten Gefahr schwebte, auf dem Krankenbette
lag, von dem er nicht wieder erstand (1 1. Nov. 955)-).
4. Die Ungernschlacht auf dem Lechfeld. Im Jun. 955 erschie¬
nen in Sachsen vor Otto Gesandte der Ungern mit Freundschaftsversicherungen.
Es zeigte sich bald daß sie gesandt waren, durch Täuschung die Vorbereitungen
zur Abwehr des Schlags zu hindern, durch den sie die Niederlage bei Merse¬
burg zu rächen gedachten. Ehe sie noch heimgekehrt, brachen zahlreiche Schaaren
und mit erbitterterer Mord-und Zerstörungslust denn je in Baiern ein. Sofort
eilt Otto nach Baiern, des ganzen Deutschlands Krieger zum Kampf herbei¬
rufend. Er findet den Feind nicht mehr und folgt ihm nach Schwaben. Seinem
eignen Haufen ^) folgen drei der Baiern und ein vom Herzog Boleslaw selbst
geführter böhmischer. Herzog Burchard führt zwei schwäbische herbei und
endlich erscheinen auch die Franken, unter ihnen entschloßen seine Schmach
zu sühnen Konrad. Daß er nicht fehlt, erfüllt das ganze Heer mit mutigem
Vertrauen und der König beschließt die Schlacht zu wagen, ohne die Lothringer
abzuwarten. Die Hauptmacht der Ungern hatte sich gegen Augsburg
gewandt. Der Bischof Ulrich, mit dem Heldenmut eines ächten Christen
die Verteidigung leitend, sieht dem zweiten erbitterten Angriff entgegen, als
plötzlich die Feinde sich wenden und abwärts am linken Ufer des Lechs ein
Lager schlagen. Berchtold, des Pfalzgrafen Arnolf Sohn, war durch das
Unterliegen der Empörung so wenig gebeßert, daß er sein Vaterland verriet,
indem er dem Feind die Nachricht vom Nahen des Königs brachte. Durch
fromme Übungen rüstet sich Otto — Gelübde für den Sieg in seiner Pfalz
zu Merseburg dem heiligen Laurentius ein Bistum zu errichten —, rüstet sich
das ganze Heer am 10. Aug. 955 zur Schlacht. Vorsichtig, nach den Stämmen
in acht Haufen geordnet, zieht es gegen den Feind. Aber eine ungrische Schaar
ist, nachdem sie zweimal den Fluß durchschwommen, in seinen Rücken gekommen,
hat die Böhmen verjagt, das von diesen gehütete Gepäck genommen und
die Schwaben geworfen. Da stürmt Konrad, vom König gesandt, mit den
Franken heran; sein Löwenmut teilt sich den jungen Kriegern mit; alles ver¬
lorne wird wieder gewonnen, der Feinde Siegesjubel in verderbliche Flucht
gewandelt. Mit feurigen Worten begeisternd, führt Otto das Heer, zum
Hauptkampf, verschmäht nicht selbst zu fechten, doch ohne des Führers Über¬
blick zu verlieren. Furchtbar wütet das Schwert in den Reihen der Ungern.
Sie suchen das Heil in der Flucht, aber viele finden im Fluß den Tod und
wärend sie den rastlosen Verfolgern zu entkommen suchen, erschlagen die hervor¬
brechenden Städter und Dörfler, wer ihnen zu nahe kommt. In Regensburg
ließ Otto die gefangnen Führer, unter ihnen den Oberfeldherrn Pulßi,
1) Keinenfalls Sonnenfeld zwischen Kronach und Koburg (Dönniges Jahrb.
1 3 S. 40 Anm. 3), sondern Saufeld bei Berka an der Jllrtz(Giesebr. I 389). —
2) Büdinger I 261 f. — 3) Den größten Teil der sächsischen Krieger hatte er gegen
die Slawen belaßen müßen.