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Heinrich lil der Schwarze 1039 — 1056.
Verhaltens im Bistum Eichstätt sich versehen zu dürfen aufs gewisseste glaubte,
bestimmte ihn diesen zur Hauptstütze der kaiserlichen Macht in Italien zu
erküren. Nicht allein daß er ihm die Statthalterschaft über das ganze Land
— damit jedenfalls die Verwaltung der großen Reichslehen, welche Bonifacius
inne gehabt hatte — übertrug, er sprach ihm alles zu, was je Eigentum der
römischen Kirche gewesen war, ja belehnte ihn sogar mit Spoleto und Came-
rino. Gern konnte jener auf das von ihm nur schwer zu verteidigende Beue-
vent verzichten, in welches die einheimischen Fürsten Pandulf und Landulf
als des deutschen Kaisers Vassallen eingesetzt wurden. Ein Bündnis mit
Konstantinopel war geschloßen, ein Angriff auf die Normannen lag in Hein¬
richs Willen — da nötigte ihn die Kunde eines schauderhaften Vorhabens
nach Deutschland znrückzncilen.
10. B. Gebhard von Regensburg, wahrscheinlich geärgert, weil
ihm die Verwaltung Baierns nicht übertragen worden war, vereinigte sich mit
seinem noch immer räuberisch an den Ostgrenzen hausenden frühern Feind,
dem abgesetzten Herzog Konrad. In Baiern, Österreich, wo eben Mark¬
graf Adalbert gestorben war, und in Kärnten wurden unzufriedne, sogar des
letztern Landes Herzog Welf und in Lothringen des Pfalzgrafen Br.
Konrad für die Verschwörung gewonnen, welche keinen geringern Zweck,
als Heinrichs Ermordung und des geächteten Konrads Erhebung ans den
Thron hatte. Durchaus nicht unwahrscheinlich ist, daß auch Gottfrid und
Balduin von Flandern um den Plan wüsten. Sie belagerten Antwerpen,
wurden jedoch von den Niederlothringern und deren Herzog geschlagen. Unter
Vorschützung dringender Veranlaßungen vom Heer des Kaisers aus Italien
heimgekehrt, trafen Welf und Gebhard die Vorbereitungen zur Ausführung
des Anschlags. Doch Gott wachte, das grause Verbrechen verhütend. Konrad
starb unerwartet. Welf siel in tödliche Krankheit und mit ihr packte ihn
das böse Gewissen: er offenbarte dem Kaiser den Plan und hauchte nicht eher
die Seele aus, als bis ihm verzeihende Botschaft von jenem geworden war.
Des Kaisers Energie unterdrückte den Mordplan. Überrascht ward B. Geb¬
hard gefangen und durch ein Fürstengericht zur Haft verurteilt, die übrigen
Verschwornen traf dasselbe Schicksal. Bald ward Heinrich III ein schönrer Tod
als Ende eines ruhelosen Lebens von Gott beschieden. Er kehrte aus Lothringen
zurück. War es Vorahnung baldigen Abscheidens oder die Einsicht, daß
Strenge ihn nicht zum Ziele führe: er gab dem sich stellenden Gottfrid Gattin
und Stieftochter zurück und begnadigte Gebhard und den Lothringer Konrad.
Ein großes Werk lag noch unvollendet ihm im Sinn. Victor II war an
seiner Seite, die Großen von Deutschland um ihm versammelt oder zu ihm
unterwegs. Er erkrankte, die Kunde von der Niederlage bei Prizlawa
(ob. 2 a. E.) machte den Zustand durch den Seelenschmerz gefährlich. Herz¬
lichste Verzeihung für alle seine Feinde, auch für Gottfrid, Bitte um Ver¬
zeihung für das was er verschuldet, festes Vertrauen auf die Gnade Gottes
in Jesu Christo waren nach dem Zeugnis aller, welche an seinem Sterbebett
standen, seine letzten Worte und Gedanken. Zu Bodfeld auf dem Harz ver¬
schied er, noch nicht 39 Jahre alt, am 5. Oct. 1056.
11. Es ist eine herliche Erscheinung, dieser Heinrich III; gebildet wie
wenige seiner Zeitgenoßen, selbst mit der Rechtswissenschaft bekannt, durch
Beredtsamkeit allen überlegen H; in der Hitze des Gefechts allen voran und
1) Daher förderte er auch die berühmteren Schulen durch Versorgung mit tüch¬
tigen Lehrern. S. außer Giesebr. auch Floto: Heinrich IV, 1 120.