Full text: Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen (Bd. 2, Abth. 2)

Heinrich III der Schwarze 1039 —1056, 
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dann der erste demütig im Bußgewand dem Herrn der Heerschaaren für den 
Sieg zn danken: klar seine Aufgaben erkennend, feurig seinen Beruf erfassend, 
unermüdlich itt feiner Erfüllung: selbständig in seinem Urteil, aber gutem 
Rat nie unzugänglich: streng in seinen Forderungen an Pflichtleistung, aber 
gegen niemand strenger als gegen sich selbst. Es ist zweifelhaft, ob die Siege, 
welche er mit den Waffen gegen den Feind errang, zahlreicher sind, als die, 
welche er über sein hitziges Temperament davon trug. Den Zügen empörter 
Gerechtigkeitsliebe stehen solche hochherzigster Milde entgegen War bei 
Handhabung des Regiments ehrgeiziges Gefallen am Herschen fein Antrieb? 
Wir wollen ihn vom Ehrgeiz nicht völlig freisprechen, aber es lebte in ihm 
der feste Glaube, wie Schwert und Scepter ihm nur deshalb in die Hände 
gelegt feien, damit er auf Erden den Frieden im Gehorsam gegen Gott gründe 
und beschütze. Als er die Kaiserkrone empfieng, wie groß stand er, wie 
herlich fein Deutschland da! Nie hatte dessen König so weit geboten, nie 
hieng das Volk begeisterter an ihm, nie schloß sich die Kirche so innig an ihn. 
Keiner seiner Vorfahren und Nachfolger hat den pästlichen Stuhl so wie er ¿u 
besetzen gehabt. Aber am Ende seiner Laufbahn sah er manches mislungen, 
manches schwankend. Gewaltsame Ansbrüche des Misvergnügens verhinderte 
die Furcht vor ihm, aber es blieb so mächtig, daß es im geheimen zum 
Mordstahl griff. Die Selbstsucht vermögen Herscher niederzuhalten, auszu¬ 
rotten niemals, am wenigsten in einer Zeit, wo Recht und Gesetz noch 
unbestimmt der Entwicklung harren. Aber hätte er solche nicht schaffen 
sollen? Gesetzt er wäre seiner Zeit mit seinen Ideen so weit vorausgeilt 
gewesen: er hätte durch Gesetz eine neue Reichsversaßung hergestellt, wäre 
eine Menschenkraft genügend gewesen, sie im Leben zu befestigen? Er hätte 
einen Kamps gegen die allgemeine zähe Gewohnheit am Hergebrachten durch¬ 
kämpfen müßen, die Fürstenmacht, welche sich gegen ihn erhob, weil ihre 
Ansprüche unerfüllt blieben, hätte einen Krieg aus Tod und Leben erhoben, 
wenn sie für immer dieselben vernichtet gesehn, und schuf er für sich ver¬ 
tretende Gewalten, nach dem im Wesen des Mittelalters tiefst gewurzelten 
Zug, dem Trieb nach größtmöglicher Selbständigkeit im eignen Kreise, hätten 
sie schnell aus Stützen in Widerparthalter sich verwandelt^). Wer will 
Heinrich III tadeln, daß er die Zukunft nicht beßer vorausgeahnt? Wenn 
eine zum Durchbruch gewaltig drängende Spannung in allen Verhältnissen von 
ihm hinterlaßen ward, nun die Zahl seiner Tage war nicht von ihm, sondern 
von Gott gezählt. Indem er die Kirchengewalt mächtigst zn der Höhe för¬ 
derte, ans welcher sie bald das Kaisertum unter sich beugte, folgte er der 
herzlichst von ihm selbst geteilten Überzeugung der Edelsten und Besten der 
vorausgegangnen Zeit und der Mitwelt. Es ist ein Fehler des Regenten, 
wenn er auf die Voraussetzung gleicher Kraft und Einsicht, wie er sie selbst 
besitzt, sein Wirken bemißt, aber es ist ein Fehler, der sich nur bei sittlich 
großen Naturen findet. Trüben wir uns nicht Heinrichs III Bild, indem 
1) Giesebr. II 449. In dem Verfahren gegen den ergriffnen Spion liegt unkluge 
Uebertreibung, aber immer ist sie ein Zeugnis vom sichern Kraftbcwnstscin des Hel¬ 
den. — 2) Hat Giesebrecht Recht mit dem Vorwurf, Heinrich III habe zu sehr alles 
in feine persönliche Wirksamkeit gestellt? In den Stimmen von Misverguügen über 
sein Regiment (Giesebr. 450) scheint mir der Mangel an Rcchtsinn und Füg- 
sanikeit gegen den Erwartungen nicht entsprechende Entscheidungen im Volk bewiesen, 
nicht die Möglichkeit in etwas anderem, als in seiner Person die Grundlage zu 
suchen. Zum Beweis des im Text gesagten bient auch, was Giesebr. S. 524 über 
Anno von Köln sagt. Ruhm genug ist für Heinrich in dem enthalten, was das 
Volk bei seinem Abscheiden empfand (Giesebr. S. 530).
	        
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