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frommen Sinnes sind auch aus früheren Kriegen berichtet
worden, aber vereinzelt, während das preußische Heer in
seiner Gesammtheit einen Geist der Sitte und Zucht offen¬
barte, wie Aehnliches bis dahin noch nicht erhört worden
war. Wie von den Schlachtensiegen, wird man auch davon
singen und sagen. Bücher ließen sich füllen; wir begnügen
uns, einige Züge vorzusühren. '*)
In Wiesbaden wurde ein preußischer Landwehrinann
bei einem armen Schuhmacher einquartiert, „Sie Habens
schlecht getroffen, lieber Herr, sagt niedergeschlagenen Sinnes
der Schuhmacher. Aber wir wollen thun, was in unseren
Krallen steht." Die Fran trägt etwas Brot und Butter
und einen Schoppen sauren Wein aus. Während der Land¬
wehrmann zulangt, besprechen sich die Eheleute in der
Nebcnstnbe, was nun wohl anznfangen sei, um für den
Preußen ein Abendbrot anzuschaffen. Der Gast hat etwas
vernommen. Als die Quartiergeber in die Stube treten,
sehen sie, wie der Landwehrmanu, der eben seinen Tornister
umgenommen hat, zum Gewehre greift. „Ich muß zum
Appell, ihr Leute, sagt er. Ob ich werde wieder kommen ist
ungewiß — wahrscheinlich komme ich henk ans Wache. Mit
dem Abendbrot wartet daher nicht auf mich. Komme
ich, so tft’S dann immer noch Zeit, etwas anzuschaffen."
Er kam nicht wieder, die Fran aber fand unter dem
halbgeleertcn Schoppenflüschchen — einen preußischen
Friedrichsd'or.
Eine vornehme Dame in Bayreuth sandte in das dort
eröffnete Lazarett) Speisen und andre Gaben mit der aus¬
drücklichen Weisung, daß dieselben nur für preußische
Verwundete bestimmt seien. Als dies Letzteren mitgetheilr