Full text: Der deutsche Krieg von 1866

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jenes unheilvolle Verfassungswerk für Deutschland: der 
Bundestag, auch der deutsche Bund genannt. 
Alle deutsche Staaten traten — es geschah dies im 
Jahre 1815 — zu einem Bündnis; zusammen. In dem 
engeren Rathe dieses Bundes hatte Oesterreich eine 
Stimme, Preußen eine Stimme, die übrigen deutschen 
Staaten hatten fünfzehn Stimmen. 
Oesterreich besaß dem Scheine nach nur eben so viel 
Macht im engeren Rathe, als Preußen, in Wahrheit aber 
gebot es — wir wissen, aus welchen Gründen! — stets über 
die große Mehrheit der Bundesstimmen. 
Außerdem ward Oesterreich (von der in seinem Dienst 
stehenden Mehrzahl der Stimmen) zum „natürlichen Vor¬ 
sitzenden" des Bundes erklärt und zwar aus dem so über¬ 
aus unschuldig klingenden Grunde: „weil man ihm im 
Andenken an die früher von ihm getragene Kaiserwürde 
eine Auszeichnung gewähren wolle." — Also für das 
schmachvolle Aufgeben des kaiserlichen Amtes in der Stunde 
der Roth auch noch eine „Auszeichnung!" 
Dieser „Bundestag" nun war das brennende Nessus- 
gewand, das inan dem preußischen Staate unter glattem 
Lächeln anlegte, und unter dem es seines Daseins auf 
lange hin nicht froh werden sollte. 
Aber mehr noch! Nicht an den kleinen deutschen Höfen, 
auch au den europäischen Höfen wußte der ränkevolle lei¬ 
tende Minister Oesterreichs die Elemente anzuregen, deren 
er gur Ausführung seiner auf Preußen gerichteten Pläne 
bedurfte. Unmittelbar nach dem Kriege war beschlossen, 
worden, Preußen als Entschädigung für seine großen 
Kriegsopfer das ganze Königreich Sachsen zuzuerkennen 
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