Sechster Zeitraum. Von Alexander bis Christus. 207
I. d. W. 3. Durch Gelehrsamkeit war ein großer
3648'3989 Tchejl der Welt in diesem Zeiträume im-
Religion mer mehr atlfgeklärt worden. ?tber auch
und Tugend ^ derdnische Religion wurde nicht we¬
der Heiden. Griechen und Römern durch die
Philosophen verbessert. Obgleich dieselben Gott und
die Seele des Menschen'nicht hinlänglich kennen lehr¬
ten ; so führten sie doch die Menschen einigermassen
zur Tugend an, und erhoben sich über die Ceremo-
nien des Götzendienstes. Man muß nur bedauern §
daß manche richtige Begriffe der Philosophen bey dem
gemeinen Haufen heidnischer Völker weder bekannt
werden, noch Eindruck machen konnten. Es fehlte,
bey der großen Verfälschung der natürlichen Religion,
«n einem neuen allgemeinen Lichte über die Erkennt-
niß und den Dienst Gottes; obgleich alle Volker
darin einig waren, daß man Gott verehren und
der Vernunft gemäß leben müsse.
4. Bey d'en zum Müßiggänge sehr geneigten
Athenern, bey den üppigen Korinthjern und Sy-
rakusanern, blüheten alle feinere Künste mehr, als
irgendwo. Daraus aber folgt nicht, daß die Wohl¬
lüste und Trägheit durch diese Künste unterstützt wer¬
den. Wohl aber steht man daraus, daß dieselben
oft zu einem bloßen Zeitvertreibe und vorübergehen¬
den Vergnügen mißbraucht werden; anstatt daß sie
vor-
3. Wodurch hatte der Verstand des Menschen in diesem Zeitkau-,
me ein besonderes Licht erhalten? — Was haben die griechi¬
schen und römischen Philosophen in Ansehung der heidnischen
Religion gethan? — Woran mangelte es den heidnischen Völ¬
kern in Absicht ans die Religion? — Wie dachten sie sonst
überhaupt von derselben?
4. Sind etwa die Künste des Witzes und der Einbildungskraft,
«Is Dichtkunst, Materey und andere mehr, bloße Beschäfti¬
gungen müßiger und wohllüstigcr Menschen? — Welches ist
der edle Gebrauch, den man von denselben macken muß? —
Bey welchen Völkern sieht man Beyspiele von diesem Gebrau¬
che, und auch vom Mißbrauche derselben?