Full text: Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte

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Strecken ihres Unterlaufs und ihrer Mündungsgebiete sind weite Tief- 
ebenen von großer Fruchtbarkeit. Mekong und Saluen gehören zu 
den größten Strömen Asiens. Ihr Oberlaus reicht weit nach N., und 
das Delta des Mekong ist eins der größten der Erde. 
Hinterindien liegt ganz in der heißen Zone und gehört zum 
asiatischen Monsungebiet. Das heißfeuchte Tropenklima begünstigt 
in den Bergwäldern einen üppigen Wald wuchs (Tik-Holz) und auf 
dem fetten Schlammboden der Flußtäler einen überaus ergiebigen 
Reisbau. Im allgemeinen erinnert die Tier- und Pflanzenwelt 
durchaus an diejenige von Vorderindien. Echt hinterindisch sind die 
Salanganennest er,*) von den Chinesen als Leckerbissen geschätzt. 
Auf der Halbinsel Malaka sind die Guttaperchabäume**) und 
der @tetnrotang***) heimisch. Auch gehört die Halbinsel zu den 
wichtigsten Zinnländern. 
2. Die Bewohner sind ans Malaka, wo die eigentliche Heimat 
dieser Rasse ist, Malayen, im übrigen Hinterindien Mongolen, 
die aber stark mit indischem und malayischem Blute gemischt sind. 
Man unterscheidet drei Volksstämme: die Birmanen, die Siamesen 
und die Annamiten. Da das Chinesentnm von jeher von großem 
Einfluß auf diese Stämme gewesen ist, bezeichnet man sie auch wohl 
als „Jndochinesen". Die Birmanen sind klein, aber wohlgestaltet, 
sehr lebhaft, höflich, aber auch unzuverlässig und infolge des Jahr- 
hunderte langen despotischen Drucks mißtrauisch. Die Siameseu 
sind kriegerisch, streitsüchtig und verschlagen, ihre nicht unschönen Frauen 
fleißig und reinlich. Am höchsten in der Kultur stehen die Annamiten, 
die zu chinesischer Bildung und Gelehrsamkeit neigen. In ihrem Gebiet 
haben sich auch die meisten Chinesen angesiedelt, fleißige Ackerbauer 
und rührige Handwerker und Händler. 
Die herrschende Religion in Hinterindien ist der Buddhismus. 
Dieser entstand durch eine Art Reformation aus der altern brahmanischen 
Religion. 
3. Staatliche Verhältnisse uud Ortskunde. Da das 
reiche Vorderindien einerseits, die ergiebigen Suudainselu andererseits 
die abendländischen Kaufleute anzogen, blieb die hinterindische Halbinsel 
bis in die neueste Zeit ziemlich frei von dem Einfluß des Abendlandes, 
abgesehen davon, daß Malaka im 16. Jahrhundert der Hauptstapelplatz 
des portugiesisch-indischen Handels war. Hingegen war Hinterindien 
von jeher den Übergriffen des chinesischen Nachbars ausgesetzt. In 
der Neuzeit haben die Engländer den Westen, die Franzosen 
den Osten der Halbinsel unterworfen. Von den selbständigen Staaten 
hat sich nur noch das Reich Siam erhalten. 
*) Vou einer braunen Seeschwalbe, der Salangane, aus Seetang bereitet. 
**) Guttapercha, der erhärtete Milchsaft von Isonandra gutta, wird zu 
Schläuchen, wasserdichten Zeugen, zum Überzug der Kabeldrähte u. s. w. 
verwendet. 
***) Die Stengel des Steinrotang (Calamus rotang), einer Schling¬ 
pflanze von ungeheurer Länge, liefern das sogenannte „spanische Rohr."
	        
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