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Strecken ihres Unterlaufs und ihrer Mündungsgebiete sind weite Tief-
ebenen von großer Fruchtbarkeit. Mekong und Saluen gehören zu
den größten Strömen Asiens. Ihr Oberlaus reicht weit nach N., und
das Delta des Mekong ist eins der größten der Erde.
Hinterindien liegt ganz in der heißen Zone und gehört zum
asiatischen Monsungebiet. Das heißfeuchte Tropenklima begünstigt
in den Bergwäldern einen üppigen Wald wuchs (Tik-Holz) und auf
dem fetten Schlammboden der Flußtäler einen überaus ergiebigen
Reisbau. Im allgemeinen erinnert die Tier- und Pflanzenwelt
durchaus an diejenige von Vorderindien. Echt hinterindisch sind die
Salanganennest er,*) von den Chinesen als Leckerbissen geschätzt.
Auf der Halbinsel Malaka sind die Guttaperchabäume**) und
der @tetnrotang***) heimisch. Auch gehört die Halbinsel zu den
wichtigsten Zinnländern.
2. Die Bewohner sind ans Malaka, wo die eigentliche Heimat
dieser Rasse ist, Malayen, im übrigen Hinterindien Mongolen,
die aber stark mit indischem und malayischem Blute gemischt sind.
Man unterscheidet drei Volksstämme: die Birmanen, die Siamesen
und die Annamiten. Da das Chinesentnm von jeher von großem
Einfluß auf diese Stämme gewesen ist, bezeichnet man sie auch wohl
als „Jndochinesen". Die Birmanen sind klein, aber wohlgestaltet,
sehr lebhaft, höflich, aber auch unzuverlässig und infolge des Jahr-
hunderte langen despotischen Drucks mißtrauisch. Die Siameseu
sind kriegerisch, streitsüchtig und verschlagen, ihre nicht unschönen Frauen
fleißig und reinlich. Am höchsten in der Kultur stehen die Annamiten,
die zu chinesischer Bildung und Gelehrsamkeit neigen. In ihrem Gebiet
haben sich auch die meisten Chinesen angesiedelt, fleißige Ackerbauer
und rührige Handwerker und Händler.
Die herrschende Religion in Hinterindien ist der Buddhismus.
Dieser entstand durch eine Art Reformation aus der altern brahmanischen
Religion.
3. Staatliche Verhältnisse uud Ortskunde. Da das
reiche Vorderindien einerseits, die ergiebigen Suudainselu andererseits
die abendländischen Kaufleute anzogen, blieb die hinterindische Halbinsel
bis in die neueste Zeit ziemlich frei von dem Einfluß des Abendlandes,
abgesehen davon, daß Malaka im 16. Jahrhundert der Hauptstapelplatz
des portugiesisch-indischen Handels war. Hingegen war Hinterindien
von jeher den Übergriffen des chinesischen Nachbars ausgesetzt. In
der Neuzeit haben die Engländer den Westen, die Franzosen
den Osten der Halbinsel unterworfen. Von den selbständigen Staaten
hat sich nur noch das Reich Siam erhalten.
*) Vou einer braunen Seeschwalbe, der Salangane, aus Seetang bereitet.
**) Guttapercha, der erhärtete Milchsaft von Isonandra gutta, wird zu
Schläuchen, wasserdichten Zeugen, zum Überzug der Kabeldrähte u. s. w.
verwendet.
***) Die Stengel des Steinrotang (Calamus rotang), einer Schling¬
pflanze von ungeheurer Länge, liefern das sogenannte „spanische Rohr."