283
bereiten, eine für damalige Zeiten enorme Summe, die aber später reich—
liche Zinsen getragen hat.
Jeder Einwanderer blieb, was er gewesen. Knechte und Mägde blieben
im Dienst ihrer Herrschaft. Die Bauern erhielten an Grundbesitz ungefähr
so viel, als sie in ihremm Vaterlande besessen hatten, damit zugleich ein Wohn—
haus mit den nötigen Wirtschaftsgebäuden und Geräten. Von allen Ab—
gaben waren sie für die drei ersten Jahre frei. Die größeren Bauern be—
kamen außerdem vom Könige geschenkt: 4Ochsen, 3 Kühe, 1Wagen, 1Pflug,
1Egge, Sielen und Zäume für 4 Pferde, 1 Sense und zur Aussaat 10 Scheffel
Roggen, 18 Scheffel Gerste, 40 Scheffel Hafer und 2 Scheffel Erbsen. Die
kleineren Bauern erhielten durchschnittlich die Hälfte des Viehstandes und der
Aussaat. Hausleute und Tagelöhner bekamen freie Wohnung, Gärten und
kleinere Acker. Die Handwerker wurden meistens in den Städten untergebracht.
Die Seßhaftmachung der aus einem so gesegneten Lande in ganz anders
geartete Verhältnisse überführten Kinder des Südens hat dem König und
seinen Beamten oft ungeheure Schwierigkeiten gemacht. Zwischen den
lieblichen Apentälern Salzburgs und den zwar fruchtbaren, aber schwierig
anzubauenden Gegenden Litauens bestand doch zunächst ein zu großer Unter—
schied, und mehr als einmal lehnte sich der starrköpfige Sinn der Einwanderer
gegen das straffe, keinen Einspruch duldende preußische Regiment auf. Bald
aber erkannte man allgemein, daß man unter den Fittichen des Hohenzollern⸗
aars wohl geborgen sei. Man gewann die neue Heimat lieb und fühlte sich
wohl in ihr. Durch Fleiß und Sparsamkeit, durch ernste Lebensauffassung
und Religiosität erwarben sich die Salzburger bald einen guten Ruf und
wurden ein Nachahmung erweckendes Muster. Ernst Moritz Arndt konnte
ihnen das Zeugnis ausstellen: „Es ist ein prächtiges deutsches Volk, die Preußen,
besonders die Ostpreußen, und was dort von den Salzburgern stammt.“ Das
Standbild des Fürsten aber, der mit diesen Ansiedlern ein verödetes Land
kolonisierte und der Kultur wieder zurückgab, hat keinen würdigeren Platz
finden können als inmitten seiner Schöpfung, vor dem Regierungsgebäude in
Gumbinnen. Auf dem Sockel des Standbildes liest man die Worte:
„Friedrich Wilhelm J.,
Litauens Wiederhersteller,
Gumbinnens Gründer.“
Wilhelm Obgartel. (Der Regierungsbezirk Gumbinnen.)
144. Preußens Schutzgeist.
In Ostpreußen, dem königstreuen,
weilt Luise, die Königin,
denkt mit Schmerz des Tages von Jena,
denkt empört des Schimpfes von Tilsit,
hofft voll Gottvertrauen auf Preußens
Rettung, Preußens Wiedergeburt.