Full text: Der dreißigjährige Krieg

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den Kämpfen mit Friedrich diente er im Heere als Oberster und zeichnete 
sich rühmlichst aus. Der Kaiser beschenkte ihn mit vielen eingezogenen 
Gütern, und da Wallenstein auch große Summen auf seinen Kriegszügen 
erpreßte, so erreichte sein Vermögen eine fast unglaubliche Höhe. Im 
Jahre 1624 ernannte ihn der Kaiser zum Herzoge von Friedland, einer 
Herrschaft, welche 9 Städte und 57 Dörfer umfaßte. 
An diesen Mann, welchen das Glück anfangs gleichsam auf dem 
Fuße nachzueilen schien, erging im Jahre 1625 von dem Kaiser die Auf¬ 
forderung, ihm ein Heer von 20,000 Mann zu werben. Wallenstein er¬ 
bot sich, das ganze Heer aus eignen Mitteln auszurüsten und zu erhalten, 
wenn ihm der Kaiser gestatten wolle, dasselbe bis auf 40 — 50,000 Mann 
vergrößern zu dürfen. Die kaiserlichen Rathe verspotteten dieses Aner¬ 
bieten und sahen in Wallenstein nur einen ehrgeizigen, großsprecherischen 
Mann. Der Kaiser, ohne eigne Mittel, überließ ihm vertrauensvoll die 
unbeschrankte Ausrüstung des Heeres, ja er ertheilte ihm sogar das Recht, 
die Ofsicierstellen selbst zu besetzen. Als „General-Oberster-Feldhaupt- 
mann" trat Wallenstein im Juli 1625 an die Spitze seinesHeeres. Von 
allen Seiten strömten seinen Fahnen junge Männer zu, hoffend, unter ihm 
zu Ehrenstellen und Vermögen zu gelangen. Gestattete er seinen Sol¬ 
daten in Feindes Land nach Willkür zu plündern und zu rauben, so bestrafte 
er dagegen den geringsten Ungehorsam gegen sein Gebot auf's Härteste. 
„Laßt die Bestie hangen," lautetegewöhnlich das kurze, aber unabänderliche 
Urtheil. Als Feldherr trug Wattenstein eine Kleidung von wunderlichem 
Schnitte. Ein spanischer Kragen hing über einem Reiterrocke von Elens¬ 
leder und seinen Hut schmückte, wie bei Tilly, eine rothe Feder. Seine 
Ofsi'ciere bewirthete er mit kaiserlichem Aufwands. 
Der Kaiser wünschte, daß sich sein Heer mit Tilly's Truppen ver¬ 
einigen möchte, aber Wallenstein zog es vor, seinen Waffenruhm ohne 
einen Kampfgenossen zu begründen. Er kümmerte sich nicht um den 
baierschen Feldhercn, sondern siel in das magdeburgische Gebiet ein, brand¬ 
schatzte dasLand undbeschäftigte sich mitdem Plane, dem dänischen Könige 
in den Rücken zu fallen und dann in dessen Länder einzudringen. Christian 
erkannte sogleich das Gefährliche seiner Lage und trug deshalb Mansfeld 
auf, Wallenstein's Plan zu vereiteln. Mansfeld verhütete auch wirklich 
das Vordringen des Friedländers, wurde aber endlich an der Dessauer 
Brücke im Rücken angesallen und gänzlich geschlagen. Der Besiegte eilte 
durch Schlesien nach Ungarn, um sich mit dem Fürsten BethlenGabor 
von Siebenbürgen, einem Feinde des Kaisers, zu vereinigen. Wal¬ 
lenstein eilte seinem Gegner nach, um diese Verbindung zu verhindern. 
Da Mansfeld ohne alle Geldmittel war, lehnte der Fürst eine Verbindung 
ab. Der flüchtig gewordene Krieger setzte seinen Marsch nach Venedig 
weiter fort, um Geldunterstützungen von England zu erwarten. Unter¬ 
wegs wurde er krank und da er sich dem Tode nahe fühlte, ließ er sich seinen 
Harnisch anlegen und seinen Degen umschnallen. So wankte er in's 
Freie hinaus und, auf zweiSoldaten gestützt, erwarteteer stehend den Tod. 
Wallenstein war in Ungarn unglücklich. Durchs Schwert und
	        
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