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rück, so hatten die Kaiserlichen gewonnenes Spiel. Wallenstekn durfte
dann nur seinen Truppen winken und die protestantischen Fürsten hatten
dann seine ganze Rache zu fürchten. Der Reichsrath in Stockholm, der
für die minderjährige Tochter Gustav Adolphs, Christine, die Regierung
führte, beschloß jedoch, den Krieg fortzusetzen, und ertheilte dem schwedischen
Kanzler, Axel von Oxenstierna, die unbeschrankte Vollmacht, die
deutschen Angelegenheiten zu leiten. Obgleich in jeder Hinsicht befähigt,
das Ruder in Deutschland zu lenken, merkte man es den deutschen Reichs¬
fürsten, namentlich dem Kurfürsten von Sachsen, doch sehr bald an, daß
es ihnen schwer wurde, sich den Anordnungen eines einfachen Edelmanns
zu unterwerfen. Die Noch und Oxenstierna's Umsicht und würdevolle
Haltung hielt die Parteien für jetzt noch zusammen. Die verbündeten
Heere waren zu Anfänge des Jahres 1633 in Deutschland zerstreut und
gewiß wäre es Wallenstein sehr leicht geworden, sie insgesammt zu schlagen,
hatte er nicht nach der Lützener Schlacht eine rathselhafte Unthatigkeit und
Planlosigkeit gezeigt. Nach seiner Niederlage zog er sich nach Böhmen
zurück, und machte hier von seiner unbeschranktenMacht vollen Gebrauch.
Um die Schuld der Niederlage von sich abzuwalzen, hielt er ein strenges
Gericht über alle, die in der Schlacht ihre Schuldigkeit nicht gethan haben
sollten. Vor dem Ratbhause zu Prag erstand ein Blutgerüst, auf welchem
2 Oberste, 1 Capitán, 1 Rittmeister, 2 Hauptleute, 4 Leutnants und 1
Fahndrich enthauptet wurden; mehrere Reiter wurden gehenkt und mehr
als 50 Namen abwesender Ofsiciere wurden als ehrlos an den Galgen ge¬
schlagen.
Nach kurzer Zeit umgab den gefürchteten Feldherrn auf's Neue ein
wohlgerüstetes Heer und allgemein glaubte man, er würde sich gegen den
Herzog Bernhard und General Horn wenden, die den Krieg in die österrei¬
chischen Erblandec zu verpflanzen drohten; allein Wallenstein zog nach
Schlesien, wo seine Gegenwart entbehrlich war, vertrieb zwar die Sachsen
und Schweden aus dieser Provinz, nahm auch den ergrauten Grafen von
Thurn gefangen, schenkte ihm aber sehr bald die Freiheit wieder. In Wien
kannte die Freude über diesen Fang keine Grenzen, verwandelte sich aber
nach Thurns Freilassung in die bitterste Wuth gegen Wallenstein.
Endlich gab Wallenstein den dringenden Bitten Ferdinands und
Maximilians, den Feind aus Baiern zu vertreiben, scheinbar nach; doch
der Zug ging ganz langsam von Statten und, ohne einen Feind gesehen zu
haben, kehrte Wallenstein eiligst nach Böhmen zurück, wo er die Winter¬
quartiere bezog. DieseHandlungsweise erfülltedenKaiser mitMißtrauen.
Heftige Gichtschmerzen und bittere Kränkungen erzeugten in dem Gemüthe
des Friedlanders eine gänzliche Verstimmung und riefen den Entschluß
hervor, den Oberbefehl niederzulegen. Vierzig hochgestellteOfsiciere verpflich¬
teten sich aber im Januar 1634 durch einen schriftlichen Eid aufLeben und
Tod, bei dem Friedlander auszuharren, wodurch sie ihn nöthigten, das Kom¬
mando zu behalten. Diese Vorgänge wurden dem Kaiser, wahrscheinlich
entstellt, überbracht, und da es an seinem Hofe nicht an Leuten fehlte, die
dasFeuer des Mißtrauens immermehr anschürten, so wuchs dieFurcht des,