Full text: Der dreißigjährige Krieg

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rück, so hatten die Kaiserlichen gewonnenes Spiel. Wallenstekn durfte 
dann nur seinen Truppen winken und die protestantischen Fürsten hatten 
dann seine ganze Rache zu fürchten. Der Reichsrath in Stockholm, der 
für die minderjährige Tochter Gustav Adolphs, Christine, die Regierung 
führte, beschloß jedoch, den Krieg fortzusetzen, und ertheilte dem schwedischen 
Kanzler, Axel von Oxenstierna, die unbeschrankte Vollmacht, die 
deutschen Angelegenheiten zu leiten. Obgleich in jeder Hinsicht befähigt, 
das Ruder in Deutschland zu lenken, merkte man es den deutschen Reichs¬ 
fürsten, namentlich dem Kurfürsten von Sachsen, doch sehr bald an, daß 
es ihnen schwer wurde, sich den Anordnungen eines einfachen Edelmanns 
zu unterwerfen. Die Noch und Oxenstierna's Umsicht und würdevolle 
Haltung hielt die Parteien für jetzt noch zusammen. Die verbündeten 
Heere waren zu Anfänge des Jahres 1633 in Deutschland zerstreut und 
gewiß wäre es Wallenstein sehr leicht geworden, sie insgesammt zu schlagen, 
hatte er nicht nach der Lützener Schlacht eine rathselhafte Unthatigkeit und 
Planlosigkeit gezeigt. Nach seiner Niederlage zog er sich nach Böhmen 
zurück, und machte hier von seiner unbeschranktenMacht vollen Gebrauch. 
Um die Schuld der Niederlage von sich abzuwalzen, hielt er ein strenges 
Gericht über alle, die in der Schlacht ihre Schuldigkeit nicht gethan haben 
sollten. Vor dem Ratbhause zu Prag erstand ein Blutgerüst, auf welchem 
2 Oberste, 1 Capitán, 1 Rittmeister, 2 Hauptleute, 4 Leutnants und 1 
Fahndrich enthauptet wurden; mehrere Reiter wurden gehenkt und mehr 
als 50 Namen abwesender Ofsiciere wurden als ehrlos an den Galgen ge¬ 
schlagen. 
Nach kurzer Zeit umgab den gefürchteten Feldherrn auf's Neue ein 
wohlgerüstetes Heer und allgemein glaubte man, er würde sich gegen den 
Herzog Bernhard und General Horn wenden, die den Krieg in die österrei¬ 
chischen Erblandec zu verpflanzen drohten; allein Wallenstein zog nach 
Schlesien, wo seine Gegenwart entbehrlich war, vertrieb zwar die Sachsen 
und Schweden aus dieser Provinz, nahm auch den ergrauten Grafen von 
Thurn gefangen, schenkte ihm aber sehr bald die Freiheit wieder. In Wien 
kannte die Freude über diesen Fang keine Grenzen, verwandelte sich aber 
nach Thurns Freilassung in die bitterste Wuth gegen Wallenstein. 
Endlich gab Wallenstein den dringenden Bitten Ferdinands und 
Maximilians, den Feind aus Baiern zu vertreiben, scheinbar nach; doch 
der Zug ging ganz langsam von Statten und, ohne einen Feind gesehen zu 
haben, kehrte Wallenstein eiligst nach Böhmen zurück, wo er die Winter¬ 
quartiere bezog. DieseHandlungsweise erfülltedenKaiser mitMißtrauen. 
Heftige Gichtschmerzen und bittere Kränkungen erzeugten in dem Gemüthe 
des Friedlanders eine gänzliche Verstimmung und riefen den Entschluß 
hervor, den Oberbefehl niederzulegen. Vierzig hochgestellteOfsiciere verpflich¬ 
teten sich aber im Januar 1634 durch einen schriftlichen Eid aufLeben und 
Tod, bei dem Friedlander auszuharren, wodurch sie ihn nöthigten, das Kom¬ 
mando zu behalten. Diese Vorgänge wurden dem Kaiser, wahrscheinlich 
entstellt, überbracht, und da es an seinem Hofe nicht an Leuten fehlte, die 
dasFeuer des Mißtrauens immermehr anschürten, so wuchs dieFurcht des,
	        
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