Das Römerreich.
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der feindlichen Leichen entweder einen Freund, oder auch einen Verwandten, Einige er¬
kannten unter denselben auch ihre persönlichen Feinde wieder. So wogten verschiedent¬
lich durch das ganze Heer Frohsinn, Betrübniß, Trauer und Freude."
5. Die Zeiten des Caj. Julius Cäsar und Crassus' Ausgang.
Das erste Triumvirat (6«).
§. 197. Sulla's Glück feuerte hochstrebende und ehrsüchtige Männer
zur Nachahmung an. Jeder suchte der erste zu sein und den Staat nach
Willkür zu lenken. Nicht die Größe des Vaterlandes, sondern Befriedigung
der Selbstsucht und des Ehrgeizes war nunmehr das Ziel aller Bestrebungen.
In diesem Sinne handelte Pompejus, dem zum Königthum nur der Name
fehlte. Aber während er im Völlgenuß des Glücks und im behaglichen Luxus
auf den Lorbeern seines Ruhmes ruhte, und sich in eitler Selbstgefälligkeit
an dem Uebermaß der Schmeichelei ergötzte, die ihm von allen Seiten ge¬
spendet wurde, überholte ihn allmählich an Kriegsthaten und Volksgunst
sein großer Nebenbuhler C. Jul. Cäsar. Dieser außerordentliche Mann
vereinigte äußere und innere Vorzüge — hohe Geburt, majestätische Gestalt
und Reichthum, mit durchdringendem Verstand, tiefer Bildung und uner¬
müdlicher Thatkraft, so daß er nicht minder als Redner und Schrift¬
steller, denn als Feldherr und Krieger ausgezeichnet war. Seine
Freigebigkeit und seine demokratischen Grundsätze, die ihn während der
Sullanischen Schreckenszeit in große Gefahr gebracht, erwarben ihm die
Volksgunst, das sicherste Mittel der Erhebung, und sein Ehrgeiz spornte
ihn zu Großthaten. Um der Partei der Alt-Republikaner, an deren
Spitze der charakterfeste, durch Sittenstrenge, Bürgertugend und Kriegsmuth
wie durch Bildung und Adel der Gesinnung hervorragende M. Porcius
Cato (der Jüngere) stand, gewachsen zu sein, schloß Cäsar mit Pompejus
und Crassus einen Bund, Triumvirat (Dreimännerbund) genannt, dessen
Zweck gegenseitiger Beistand zur Erreichung selbstsüchtiger Absichten war.
Seitdem beherrschten die drei Männer mit Hülfe der Volkspartei, die durch
Kornspenden, Ackergesetze (Landvertheilung in Campanien) und andere An¬
ordnungen gewonnen wurde, den Staat, ohne sich um den Senat fürder
zu kümmern, ließen die von Pompejus in Asien getroffenen Einrichtungen
bestätigen, entfernten Cato unter einem ehrenvollen Vorwand aus Rom und
setzten durch den lasterhaften Tribun Clodius aus dem vornehmen Ge-
schlechte der Claudier, die Verbannung Cicero's durch, den Cäsar und Cras¬
sus, als geheime Mitverschworene Catilina's haßten*). Um aber Gelegenheit
zu Kriegsruhm und Alleinherrschaft und ein treues Heer zu erhalten, ließ sich
Cäsar, nach beendigtem Consulat, die Statthalterschaft über das dies- und
jenseitige Gallien und Jllyricum übertragen und erneuerte einige
Jahre später, um die Eroberung von Gallien zu vollenden, auf einer Zusam¬
menkunft in Luc ca das Triumvirat. Dadurch verblieb ihm abermals auf