Die Araber unter dem Einfluß des Islam.
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und in die christlichen Städte Jerusalem, Antiochien undDamask
zogen Mohammeds begeisterte Krieger ein. An der Statte, wo einst Salo-
mons Tempel gestanden, ließ Omar eine mohammedanische Moschee erbauen.
Wer sich nicht bekehrte, trat in das Verhältniß der Unterthänigkeit und wurde
steuerpflichtig. Khalid, „das Schwert Gottes", Saad und der schlaue
Amru führten die Schaaren des streitbaren Hirtenvolks. Nach einer Reihe
blutiger Schlachten (bei Kad esia) wurde das durch Thronkampfe verwirrte C3G-
Perserreich zur Unterwerfung gebracht. Der letzte König Jezdegerd
floh, wie einst Dareios vor Alexander, mit dem heiligen Feuer in das gebir¬
gige Hochland, wo er nach einer zweiten unglücklichen Schlacht den Tod
durch Mörderhand fand. Mit ihm erlosch der Heldenstamm der Sassani- 642*
d en. Seine Residenz Madain (das alte Ktesiphon) mit dem weißen Palaste
und unermeßlichen Schätzen siel in die Hände der Sieger, die nunmehr im
Fluge der Eroberung über den Oxus (Amu) und Jaxartes (Sihon) dran¬
gen und Mohammeds Lehre an den obern Indus trugen. Die alte Zend-
sprache (Pahlwi) ging unter, die Religion der Magier erlag dem Koran und
nur bei einer unterdrückten Secte (G Hebern) erhielten sich noch die Spuren
der alten Religion. Bald glaubten die wilden Bewohner der unbekannten
Bucharei und des fernen Türkest ans an Mohammeds Sendung und
auch in Armenien traten die Christen in das Verhältniß einer zinspflichti¬
gen, bald geduldeten, bald gedrückten Secte. Fortan blieb derJslam
die herrschende Religion des Morgenlandes.
Die neuen Städte Basra, Kufa und etwas später Bagdad am Tigris (in der Folge
auch Schiras) wurden der Mittelpunkt des Handels und Verkehrs und der Sitz orien¬
talischer Pracht und Ueppigkeit. — Baktra und Samarkand in reizender Gegend ver¬
danken ebenfalls ihre Entstehung den Mohammedanern.
§. 261. Von Syrien aus zog Amru nach dem durch religiöse Partei¬
kämpfe zerrissenen Aegypten, eroberte Alexandrien (wobei die Reste der 640.
schon zu Casars Zeit durch einen Brand des Museums großentheils zerstör¬
ten Bibliothek (§. 133.) ihren Untergang gefunden haben sollen), verbrannte
Memphis, in dessen Nähe aus dem Lager des Feldherrn die Hauptstadt
Kahira (Cairo) entstand und verdrängte das Evangelium durch denKoran.
Die Kopten, die alten Bewohner des Landes, welche als Anhängerder
Lehre von der Einen Natur in Christo harten Verfolgungen ausgesetzt waren,
fügten sich willig den neuen Herrschern und trugen das Joch der Dienstbar¬
keit und Zinspflicht. — Bald darauf siel Omar durch den Dolch eines per¬
sischen Sclaven und Othman, der Sammler und Ordner des Koran, erlangte
das Khalifat. Seine Parteilichkeit für seine Verwandten führte seine Ermor¬
dung herbei, und nun erst bestieg Ali den geheiligten Stuhl, den er längst
als ihm zunächst gebührend angesprochen. Aber der Statthalter von Syrien,
Muawifah, aus jenem dem Propheten anfangs so feindseligen Geschlechte jah^
der Omefjuden, erhob sich gegen ihn und erlangte, mit Amru's Hülfe,
Weber, Geschichte. I. 6. Ausl. 25