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Das Mittelalter. 
9?3-i002^ den Babenbergern verliehen. — Sein Sohn Otto III. zählte bei des 
Vaters Tod erst 3 Jahre. Im Anfänge seiner Regierung hatte er wider 
feinen Vetter Heinrich den Zänker vonBayern einen heftigen Kampf zu 
bestehen, der nur durch die umsichtige Thätigkeit des Erzbischofs Willigis 
von Mainz, welcher während Otto's Minderjährigkeit die Reichsverwaltung 
leitete, siegreich beendigt wurde. Kärnthen wurde von Bayern getrennt 
und mit Verona und Steiermark zu einem eigenenHerzogthum erhoben. 
Später unternahm Otto Hl., ein von dem gelehrten Bischof Bern ward 
und dem berühmten Gerbert unter der Leitung seiner Mutter (Theophania) 
und Großmutter (Adelheid) in aller Weisheit erzogener Fürst, einen Römer- 
zug, auf dem er durch strenge Bestrafung des Crescentius und feiner Genossen 
die alte Ordnung in der zerrütteten Weltstadt wieder herstellte, die päpstliche 
Würde seinem Lehrer Gerbert (Silvester II.) verlieh und die Kaiserkrone 
empfing. Erfüllt von der hohen Idee seiner Bestimmung als Nachkomme der bei¬ 
den ersten Fürstenhäuser der Christenheit im Abendlande und im Morgenlande, 
unternahm er eine Wallfahrt nach dem Grabe Karls des Großen in Aachen, um 
sich durch den Anblick der Ueberreste dieses gewaltigen Kaisers in der geöffneten 
Gruft zu seinem erhabenen Berufe zu begeistern. Darum ging er auch, geleitet 
von diesem in ihm genährten Fürstenstolz und angezogen von seiner Vorliebe 
für griechische und italienische Bildung mit dem Gedanken um, Rom zur 
Hauptstadt feines Reichs zu machen, aber sein früher Tod in der Blüthe 
der Jahre vereitelte alle Pläne seiner hochstrebenden Seele. An gelehrten 
Kenntnissen, namentlich an Sprachenkunde den meisten Zeitgenossen über¬ 
legen, bewies der jugendliche Otto dagegen für die Regierung eines rauhen, 
kriegerischen Volks nicht die gehörige Kraft und Umsicht, so daß unter ihm 
die Macht des Adels und der Bischöfe sich auf Kosten der Kaisergewalt hob, 
und der Umgang mit gebildeten Frauen und gelehrten Geistlichen, die dem 
„kaiserlichen Wunderkinde" fortwährend Weihrauch streuten, gewöhnte ihn 
an das Gift der Schmeichelei. Angeborene Schwermuth und Sorge für das 
Heil seiner Seele trieben ihn manchmal zu strengen Andachtsübungen und zu 
Werken religiöser Selbstpcinigung, namentlich als das Jahr tausend,heran- 
rückte, das man allgemein als das Ende der Tage ansah. Mit Otto II!. 
endigte die glänzende Zeit der Ottonen, wo das ganze Leben geistig 
emporblühte. 
Die schöne Culrur, die unter den Ottonen, durch den Einfluß der ausländi¬ 
schen Kaiserinnen und Otto's II. Schwestern, in Magdeburg, Halle, Bre¬ 
men, Bardewick u. a. O. erblüht war, ging durch das wilde Kriegsgetümmel 
der folgenden Jahre wieder unter. Die mathematischen Wissenschaften 
eines Gerbert, die lateinischen Poesien einer Rh oswitha, die Anfänge 
der Arch itektur und Musik, fanden wenig Fortbildung; aber die durch die 
Ottonen gegründeten Lehranstalten (worunter die von Otto's I. Bruder Bruno 
gestiftete Schule zu Köln den ersten Rang einnahm) bewahrten die Keime der 
Bildung. — Gerbert, ein weltbekannter Mann, der in Barcelona bei den
	        
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