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Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V.
klugen Mutter der königlichen Buhlerin), dafür aber der Bürger- und Bauern¬
stand aus seiner Niedrigkeit erhoben; um die hanseatische Handelsübermacht zu
brechen und die eigene Betriebs- und Gewerbthatigkeit zu heben, erschwerte er,
durch Errichtung von Zöllen, die Ein- und Ausfuhr der Maaren; und um den
Klerus zu schwachen, begünstigte er in Dänemark die Reformation, wahrend
er in Schweden, wo die Geistlichkeit der dänischen Herrschaft günstig war, die
Neuerung abhielt.
Statt aber durch solche Maßregeln seine Herrschaft zu befestigen und
von den durch die Wahlcapitulation auferlegten Schranken zu befreien, be¬
schleunigte er seinen eigenen Sturz und die Auflösung der Calmar er
Union. Von den Lübeckern aufgereizt und unterstützt erhob sich der
Adelvon Jütland gegen den gewaltthätigen Fürsten, wählte Christians
Oheim Friedrich von Schleswig-Holstein zum König und nöthigte 13~3-
jenen zur Flucht ins Ausland. Alsbald wurde Friedrich I. auch von See¬
land, Fünen und Schonen anerkannt. '
§.507. Gustav Wasa. Noch früher stürzte Christians blutgetränkter
Herrscherbau in Schweden. Gustav (Erichson) Wasa, ein mannhafter
Jüngling, auf dem der Muth und die Weisheit der Sturen, seiner Ver¬
wandten, ruhte, war von Christian II., der eingesehen haben mochte, daß
ein Mann dieser Art seinen Nacken nicht unter fremdes Joch beugen würde,
wider gegebenes Wort als Geisel nach Dänemark abgeführt worden. Bald
fand derselbe jedoch Gelegenheit zur Flucht nach Lüb eck, wo man ihn nicht
nur schützte, sondern auch mit Geld und Versprechungen zur Befreiung seines
Vaterlandes ausmunterte. In demselben Jahr, wo das Stockholmer 1520.
Blutbad Alles mit Schrecken füllte und die dänische Herrschaft fester als je
begründet schien, landete Gustav Wasa auf einem Kaufmannschiffe an der
heimathlichen Küste. Unter tausend Gefahren und Abenteuern entging er
durch eigene Entschlossenheit und durch die Treue seiner Landsleute den Ver¬
folgungen Christians, dessen Schergen ihm stets auf den Fersen waren, bis
er zuletzt Schutz undHülfe bei den rauhen Thalbewohnern des Nordens (Da-
lekarlen) fand. Mit einer Schaar abgehärteter Bauern eroberte er Falún,
schlug die Truppen des Erzbischofs und seiner dänisch gesinnten Verbündeten 1221.
und nahm Wefteräs und Upsala ein. Bald erscholl der Ruhm seines
Namens und der lockende Ruf der Freiheit durch alle Gauen und führte ihm
zahlreiche Streiter zu. Der Reichstag von Wadstena ernannte Gustav
Wasa zum Reichsvorsteher und Heerführer; die Lübecker unterstützten ihn mit
Truppen, Geschütz und Geld. Dadurch wurde sein Ansehen und seineMacht
so fest begründet, daß die dänische Besatzung in Stockholm Schweden ver¬
ließ und dem Gegner das Feld räumte. Zu derselben Zeit, als Christian II.
in der FremdeHülfe gegen Dänemark suchte, hielt Gustav Wasa, auf dem
Reichstag von Strengnäs zum König gewählt, seinen Einzug 23.3m,i.
in Schwedens Hauptstadt. Fast alle Burgen und Festungen des Reichs öff¬
neten ihm freiwillig die Thore, und zu Malmö wurde unter Vermittelung