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Das französische Kaiserreich. 
andern König zu wählen, konnte als Vorbote der gänzlichen Auflösung der 
östreichifchen Monarchie gelten. Unterhalb Wien wurde das nördliche Ufer 
derDonau, über die mehrere Brücken führten, vom Erzherzog Karl vertheidigt. 
Als nun die französischen Heere von der Strominsel Lobau aus über den 
Fluß setzen wollten, fanden sie in der zweitägigen Schlacht von Aspern21. u. 22. 
und Eßlingen solchen Widerstand, daß sie von ihrem Vorhaben abstehen mau 
und die Verfolgung der feindlichen Armee einige Wochen verschieben mußten. 
Diese mörderische, wenn gleich unentschiedene Schlacht, wo über 12,000 
französische Krieger, unter ihnen der tapfere Marschall Lannes, die Wahl¬ 
statt deckten, erschütterte zum erstenmal die Meinung von Napoleons Unüber- 
windlichkeit und hob das Selbstvertrauen der gedrückten Völker. Erst als 
dem Kaiser neue Verstärkungen zugekommen und Eugen Beau Harnais 
nach dem siegreichen Treffen bei Raab zu der Hauptarmee gestoßen14-3uni- 
war, setzte das französische Heer abermals, und diesmal mit mehr Erfolg, 
über die Donau und nöthigte den Erzherzog nach der gräßlichen Schlacht 
bei Wagram zum Rückzug. Der Verlust war wie bei Aspern auf beidens.e.Juli. 
Seiten ziemlich gleich und es war nicht zu verkennen, daß die französischen 
Heere die durch die ununterbrochenen Kriege ihre geübtesten Soldaten und 
fähigsten Ofsiciere eingebüßt, während ihre Gegner mittlerweile die neue 
Kriegskunst erlernt, nicht mehr das frühere Uebergewicht im Felde besaßen. 
Der einige Tage nachher von Oestreich in Uebereilung abgeschlossene Waf¬ 
fenstillstand vonZnaym befreite Napoleon aus einer bedenklichen Lage,12- 3uli. 
da die Bewegungen in Norddeutschland und der Aufstand der Tyroler einen 
Volkskrieg wie in Spanien herbeizuführen drohten. Der Friede von 
Wien oder Schönbrunn schmälerte das östreichische Reich abermals 
um mehr als 2000 Q..-M. und drei Millionen Einwohner und zwang die 
Regierung dem Continentalfystem beizutreten und die neue Gestaltung Ita¬ 
liens anzuerkennen. 
In dem Wiener Frieden verzichtete Oestreich auf Salzburg, Berchtes¬ 
gaden und das Jnnvicrtcl u. a., welche an Bayern kamen; auf Westgallizien und 
einen Theil von Ostgallizicn mit der Stadt Krakau, die theils mit dem Herzogthum 
Warschau verbunden wurden , theils an Rußland fielen ; auf den B i l l a ch er Kr e is in 
Kärnthen, so wie auf Kra in, das Tri est er G e b i e t, Friaul, Croatienund 
andere, die, mit D a lm a t i e n , I strie n und Ra gu sa verbunden, den neuen vom Kö¬ 
nigreich Italien getrennten Staat der illyrisch en Provinzen unter Napoleons Ober¬ 
hoheit bildeten. Zugleich wurde die Auslösung des Deutschordens ausgesprochen, 
worauf die Besitzungen desselben an die Landessürsten sielen, in deren Gebiete sie lagen; so 
Mergentheim, nach einem Aufstand im Juni 1809, an Wlirtembcrg. — Im nächsten 
Jahr hörte Napoleons Stellvertreter beim Rheinbund, FürstPrimas Dalberg, auf 
geistlicher Fürst zu sein. Er erhielt die zu einem Großherzogthum Frankfurt erho¬ 
benen Stätde und Gebiete Frankfurt, Hanau, Fulda, Wetzlar und Aschaffenburg. Sein 
Nachfolger sollte Eugen Beauharnais werden. Regens bürg siel, wie schon 
früher Nürnberg, an Bayern. — Seit der Schlacht von Wagram war Napoleon mit 
M a c d 0 n a l d innig befreundet, dagegen B ern a d 0 tt e, der als Anführer der Sachsen 
Weber, Geschichte. II. 6. Aufl. 27
	        
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