Full text: Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt

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IX. §. 3. Subentrimi und Pavfwmus. 
oberte das lydische Reich in Klein-Asien mit der Hauptstadt Sardes, 
und nahm den dort herrschenden reichen König Crösus gefangen. 
Alö aber Darins schon nach zwei Jahren gestorben war, folgte 
Cores ihm ruhig auf dem Thron des GesammtreichS und übernahm 
die Herrschaft über das ganze asiatische Weltreich, welches von nun 
an das persische, oder medisch-persische hieß. 
Die Erzählung des griechischen Geschichtschreibers H erod ot, daß 
Cyrus (Cores) ein Enkel des Astyages gewesen sei und, gegendessen 
Willen am Leben erhalten und auferzogen, endlich an der Spitze der 
Perser, denen er väterlicherseits angehörte, den Großvater vom Throne 
gestürzt habe, ist längst als eine Dichtung anerkannt. Ob Cores 
überhaupt mit dem medischen Königshause verwandt war, ist minde¬ 
stens zweifelhaft. Eben so zweifelhaft ist es, ob Cores das lydische 
Reich erst dann eroberte, als er Alleinherrscher war, oder schon als er 
die Herrschaft noch mit Astyages und mit Darius theilte, also noch 
vor Babylons Eroberung. Das Alles ist ziemlich unwesentlich. Se¬ 
hen wir uns lieber nach dem persönlichen Verhältniß dieser Fürsten 
zu den Juden um. Da berichtet uns die heilige Geschichte sehr ein¬ 
gehend über die Stellung des Darius zum Daniel (Dan. 6). Da¬ 
rius zieht sofort den unter den letzten babylonischen Herrschern fast 
in Vergessenheit gerathenen Daniel wieder hervor und erhebt ihn zu 
den höchsten Staatswürden. Aber träge und unselbständig, wie er 
uns von den heidnischen Schriftstellern geschildert wird, läßt er sich 
durch die Neider des Daniel bewegen, ihn um seines Gottesdienstes 
willen zu strafen und den Löwen vorzuwerfen. Da er aber glänzend 
gerechtfertigt wieder aus der Löwengrube hervorgezogen wird, so läßt 
Darius, eben so wie ein Vierteljahrhundert früher Nebucadnezar 
ein Edict auögehen, daß Jedermann im ganzen Königreich den Gott 
Daniel's fürchten und scheuen soll (Dan. 6, 25 ff.). Also schon 
wieder ein Verkündiger des großen Namens, ein Weltmvnarch, der 
der ganzen ihm untergebenen Heidenwelt die großen Eigenschaften des 
lebendigen Gottes bekannt macht. Da ist ja kein Zweifel, daß auch 
die gefangenen Juden eine freundlichere Behandlung erfuhren, und desto 
mehr Freudigkeit gewannen, auch selber Zeugniß abzulegen von der 
Macht und Herrlichkeit ihres Gottes, der solche Ehre eingelegt hatte 
unter den Heiden. Da werden auch manche fromme Seelen ihre 
Häupter emporgehoben und wie Daniel (9, 2) aus die Zahl der 
von Jeremiaö verkündigten Jahre gemerkt haben, die nun eben 
ablaufen sollten, und ihre Sünden bekannt, und geglaubt haben, daß 
sich ihre Erlösung nahete. 
§. 13. Judenthum und Parsismus. 
Waö Darius begonnen hatte, setzte Cores mit der ihm eig¬ 
nen Entschiedenheit und durchgreifendem Wesen weiter fort. Er ließ
	        
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