Full text: Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt

35U XIX. §- 14. Einbruch der Normannen in die christliche Kirche. 
den (829), wohin schon anderweitig einige Kenntniß des Christenthums 
gekommen war, und erhielt dort wirklich die Erlaubniß, zu predigen und 
Kirchen anzulegen. Darauf reiste An schar (eben so wie Boni fa¬ 
ci us) nach Roin und wollte die nordischen Länder in gleicher Weise 
von Anfang an dein Gehorsam des Papstes unterwerfen, wie hun¬ 
dert Jahr früher die deutsche Kirche ihm unterworfen war. Der 
Papst ging auch darauf ein, bestätigte den An schar als Erzbischof 
von Hamburg und Bremen und dehnte ihm seinen Kirchensprengel bis 
zu dem äußersten Norden aus, weihte auch sogleich den Mönch Gauz¬ 
bert, An schar's Gehülfen, zum Bischof von Schweden. An schar 
ist später Apostel des Nordens genannt worden. Aber man darf ihm 
diesen Titel wenigstens nicht in dem Sinn und Rechte zugestehen, wie 
man den Bonifacius Apostel Deutschlands nennt. Denn An- 
schar's Wirksamkeit blieb im Ganzen ohne sichtbaren Erfolg. Hier 
und da hat er Kirchen unv Klöster gebaut, gefangene Heidensklaven 
hat er ausgelöst, zu christlichen Lehrern herangebildet und zu den 
Ihrigen zurückgesandt. Aber unter der Masse des Volks und am Kö¬ 
nigshof hat er in Dänemark so gut wie Nichts erreicht, und auch 
Gauzbert ist aus Schweden wieder vertrieben worden. Beide Män¬ 
ner mochten freilich dem Bonifacius an Geschick und Energie nicht 
gleichkommen. Aber der Hauptunterschied war, daß hier im Norden 
völlig heidnische Völker erst zu bekehren waren, während Bonifa¬ 
cius die leichtere Aufgabe hatte, schon vorhandene Stiftungen und 
gedeihliche Anfänge weiter zu leiten und in einen wohlgegliederten 
Zusammenhang, in feste Ordnung, unter gemeinsame Gesetze zu brin¬ 
gen. Was An schar und Gauzbert mit Erfolg begonnen hatten, 
wurde auch nur schwächlich fortgeführt, und länger als ein Jahrhun¬ 
dert brauchte die von ihnen ausgestreute Saat, um zu reifen. Es sollte 
aber inzwischen auch noch von ganz anderer Seite her gesäet und die 
schon vorhandene Saat begossen werden. 
§. 1.4. Einbruch der Normannen in die christliche Kirche. 
Da von einer kräftigen missionarischen Thätigkeit der fränkischen 
Kirche nach außen unter den Nachfolgern Karl's des Großen 
nicht viel zu hoffen war, die Mönche des Klosters Corvey und die 
Erzbischöfe von Hamburg und Bremen sich der schweren Aufgabe der 
nordischen Mission wenig gewachsen zeigten, so sorgte Gott der Herr 
auf andere Weise, daß in jene heidnische Nacht des Nordens die 
Strahlen des ewigen Lichtes gebracht wurden. So wie nämlich die 
frühesten germanischen Völker nicht sowohl von der Kirche auf¬ 
gesucht, sondern in langem, tobendem Zuge hineingebrochen waren in 
die Kirche des römischen Abendlandes, sich theils auf christlichem 
Grund und Boden niedergelassen uitd sich selbst in die Kirche hinein¬ 
gepflanzt, theils auf ihrem Durchzuge wenigstens eine Kenntniß der 
christlichen Lehre und des christlichen Lebens gewonnen hatten, so war eö
	        
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